Krankhafte Gesundesser (Orthorexia nervosa)

Orthorexia nervosa (in Anlehnung an Anorexia nervosa, „Appetitlosigkeit“; von griechisch „ortho“: „gerade“, „richtig“) beschreibt nach dem amerikanischen Arzt Steven Bratman als Krankheitsbegriff die übertriebene Fixierung auf gesunde Nahrungsmittel. Betroffene stehen unter dem krankhaften Zwang, sich gesund ernähren zu müssen. Die Ernährung wird zwanghaft unter den Aspekt gestellt, ob die Aufnahme von Vitaminen, Spurenelementen (etc.), die mitunter exakt berechnet wird, ausreichend ist. Der Betroffene sitzt beispielsweise beim „gesunden“ Mittagessen und berechnet gleichzeitig, was ihm noch an Zink, Mangan oder ähnlichem fehlt.

Oberflächlich betrachtet, beginnt die Orthorexia nervosa meist sehr harmlos, nämlich als Wunsch abzunehmen, als Wunsch eine chronische Erkrankung zu überwinden oder als Wunsch schlechte Ernährungsgewohnheiten abzulegen.

Mit der Zeit jedoch nehmen die Fragen, welche Lebensmittel in welcher Menge zu konsumieren sind, und die Angst vor den Folgen unbesonnener („falscher“) Ernährung einen immer größeren Raum ein. Schließlich werden Planung, Einkauf, Zubereitung und Verzehr von Nahrungsmitteln zum Mittelpunkt des Lebens solcher Menschen – was die Orthorexia nervosa zu einer Essstörung macht.

Während jedoch Bulimie-Kranke (Ess-Brechsucht) und Magersüchtige (Anorexia nervosa) sich auf die Menge des Essens konzentrieren, sind Orthorexie-Erkrankte auf dessen Qualität fixiert. Allen drei Krankheitsbildern jedoch ist gemeinsam, dass der Nahrung ein übertriebener Platz im Leben eingeräumt wird. 


Quelle

Geo Wissen – Ernährung: Gesundheit und Genuss