Übergewicht durch Schlafmangel

Die Dauer des Schlafs, so haben Wissenschaftler herausgefunden, beeinflusst das Risiko zu Übergewicht. Je weniger geschlafen wird, so die gefundenen Zusammenhänge, desto größer das Risiko. Erwachsene, die ihren Schlaf auf fünf und weniger Stunden beschränken, sind dabei um 50 Prozent mehr gefährdet, Fett anzusetzen als diejenigen, die sieben bis neun Stunden pro Nacht schlafen. Und mit sechs Stunden Schlaf hat man immer noch ein um 23 Prozent erhöhtes Risiko, übergewichtig zu werden. Ähnliches gilt auch für fünf- bis zehnjährige Kinder. Wenn sie täglich weniger als zehn Stunden schlafen, haben sie eine 3,5fach erhöhte Wahrscheinlichkeit für Übergewicht im Vergleich zu ihren MitschülerInnen, die mindestens zwölf Stunden schlafen

Neben anderen Risiko- und Einflussfaktoren (wie familiäre Belastungen, ethische Zugehörigkeit, niedriger sozialer Status, Ernährung und Bewegungsmangel) kann auch Schlafmangel dick machen, weil durch ihn die Appetitregelung außer Takt gerät. Wer wenig schläft, unterdrückt unter anderen die Produktion von Leptin, eines körpereigenen Appetitzüglers. Das Hormon Leptin wird von den Fettzellen des Körpers gebildet und an das Blut abgegeben. Ziel ist der Hypothalamus im Zwischenhirn, wo es die Ausschüttung von appetitanregenden Peptiden unterdrückt und die Bildung von appetitanregenden Botenstoffen anregt. Subjektiv entsteht dadurch ein Sättigungsgefühl.

Je größer die Fettzellen sind, desto mehr Leptin wird gebildet. Ein hoher Blutspiegel an Leptin geht deshalb mit einem hohen Körperfettanteil einher und hohem Körpergewicht. Allerdings zeigen ödipöse, d.h. stark übergewichtige Menschen häufig eine Leptin-Resistenz.

Statt des Appetitzüglers Leptin produziert der Organismus bei Schlafentzug jedoch das „Hungerhormon“ Ghrelin, das das Verlangen nach Essen anregt Ghrelin wird vor allem im Magen gebildet. Seine Wirkung entfaltet das Hormon an der Hypophyse und im Hypothalamus. Dort stimuliert es die Bildung von appetitanregenden Peptiden und signalisiert dem Organismus damit Hunger. Niedrige Ghrelinspiegel im Blut finden sich deshalb nach der Nahrungseinnahme, bei hohem Körperfettanteil und hohem Köpergewicht.

Untersuchungen zeigen nun, dass nach einem fünfstündigen Nachtschlaf der Leptinspiegel um 15,5 Prozent niedriger ist als nach einem achtstündigen Schlaf. Der Ghrelinspiegel hingegen ist um knapp 15 Prozent höher – und damit auch das Risiko für Übergewicht erhöht.


Folgen von Schlafmangel

Ausreichend Schlaf bedeutet, dass der Organismus die für ihn notwendige Zeit für Regeneration, Reparaturvorgänge, Bildung von Wachstumshormonen, Abwehrmolekülen und anderen Substanzen hat. Lang anhaltender Schlafmangel führt deshalb zu Müdigkeit, Leistungs- und Konzentrationsschwäche, erhöhter Reizbarkeit, Unruhe bis hin zu Depressionen sowie einer erhöhten Infektanfälligkeit.

Untersuchungen zeigen, dass die Länge des Nachtschlafs vor allem in den westlichen Industrieländern zunehmend sinkt. Während es in Deutschland 1919 noch durchschnittlich neun Stunden waren, sind es heute nur noch sieben. Verantwortlich für die geringere Schlaflänge sind insbesondere geänderte Berufsanforderungen, Schichtarbeit, aber auch Freizeitangebote, allen voran Fernsehen, Video und Computerspiele.


Was ist genügend Schlaf?

Wie viel Schlaf ein Mensch braucht, ist sehr individuell. Während Neugeborene im Durchschnitt 16 Stunden Schlaf nötig haben, liegt die Empfehlung für Erwachsene bei einem Minimum von vier Stunden, doch sollte jede/r für sich herausfinden, wie viel Schlaf sie/er braucht, ihr/ihm gut tut. Entscheidend ist dabei aber nicht so sehr die Stundenanzahl als vielmehr, ob man sich am nächsten Tag ausgeruht fühlt, fit und leistungsfähig, d.h. ob der Schlaf erholsam war.