Die Änfänge und das Neolithikum

China gehört zu jenen Gebieten der Erde, die schon sehr früh besiedelt wurden. Die ersten Vertreter des Homo sapiens traten in China vor ca. 40 000 Jahren auf. Ihre Vorfahren waren der Yuanmoumensch (vor ca. 1,7 – 1,6 Millionen Jahren), der Lantianmensch (vor ca. 700 000 bis 650 000 Jahren) und der Pekingmensch, dessen älteste Siedlungen vor ca. 500 000 bis 400 000 Jahren entstanden.

Etwa ab dem 11. Jahrtausend vor Christi, so die heutige Forschung, änderten sich die Lebensbedingungen für die Menschen grundlegend, denn aufgrund klimatischer Veränderungen entstanden Gebiete, die für eine dauerhafte Besiedlung geeignet waren. Zu dieser Zeit begannen Menschen, die bisher als Nomaden (Jäger, Fischer, Sammler) gelebt hatten, sesshaft zu werden. Sie kultivierten das Land, domestizierten Tiere und widmeten sich der Herstellung von Keramiken. Unzählige Funde aus der Zeit des Neolithikums (ca. 8500 – 1800 v. Chr.) bezeugen die frühen Kulturen Chinas.

Die ältesten neolithischen Grabungsstätten findet man in den südlichen Provinzen Fujian, Jiangxi, Guandong, Guangxi und Guizhou (10. – 9. Jahrtausend v. Chr.) sowie in den östlichen Regionen Nordchinas, am Fluss Liao (Xinglongwa-Kultur 8500 – 7000 v. Chr. und Xinle-Kultur 7000 – 5000 v. Chr.). Weitere Funde belegen die Entstehung von Siedlungen ab dem 6. Jahrtausend v. Chr. in einigen Gebieten Zentral- und Nordchinas sowie an den Küsten. Die umfassendste Entwicklung fand an der Mündung des Huanghe (Gelber Fluss), an dessen Nebenfluss Wei sowie weiter südlich am Jangtsekiang (Langer Fluss) statt.

Die nördlichen Kulturen wurden nach den Fundorten Peiligang-Kultur und Cishan-Kultur (6500 – 4900 v. Chr.) genannt. Sie entwickelten sich in den Provinzen Henan, Hebei, Shaanxi und Shanxi – und gehen nach Meinung einiger Wissenschaftler auf noch ältere Siedlungen zurück. Charakteristisch sind die Steinarbeiten, die bereits mit hoch entwickelten Techniken ausgeführt wurden, Keramik in Rot und Braun und eine Wirtschaft, die sich vor allem auf die Aufzucht von Hunden und Schweinen und den Anbau von Hirse stützte. Die in einigen Gräbern entdeckten Grabbeigaben zeugen bereits von einem religiösen Volksglauben.

In diesem Gebiet breitete sich auch die Yangshao-Kultur (5000 – 3000 v. Chr.) aus, die am ausführlichsten dokumentierte Kultur. Über 1000 Grabungsstätten (von Gansu und Qinghai nach Osten entlang des Huanghe) zeugen von dieser Kultur. Als typisches Beispiel für das Sozialgefüge der Yangshao-Kultur gilt das Dorf Banpo (4800 – 3600 v. Chr.) in Shaanxi, dessen Anlage darauf schließen lässt, dass es in dieser Gemeinschaft keine strikte Rangordnung gab. Die gefundenen Keramikgefäße sind mit geometrischen Mustern, Menschenantlitzen, Fischen, Hirschen und einfachen Schriftzeichen dekoriert. Weitere Funde belegen, dass Spinnerei und Weberei bekannt waren.

Zur Zeit der Miaodigou-Kultur (3900 – 3000 v. Chr.) waren Wellenlinien und ineinander fließende Spiralen als Verzierungen sehr beliebt.

In den westlichen Provinzen von Gansu und Qinghai, einem Gebiet zu dem später auch Teile der Inneren Mongolei gehörten, entwickelten sich unter dem Einfluss der Yangshao-Kultur zwischen 3300 und 2050 v. Chr. die Majiayao-Kultur, die Banshan-Kultur und die Machang-Kultur. Aus der Machang-Kultur wiederum entstand die Qijia-Kultur (2250 – 1900 v. Chr.).

Im westlichen Gansu entwickelte sich die Huoshaogou-Kultur (1800 – 1600 v. Chr.) mit ihrem Gegenständen aus Kupfer, Bronze, Silber und Gold.

In Shandong und in einigen Gegenden von Jiangsu, Anhui und Henan entstand die Dawenkou-Kultur (5000 – 2500 v. Chr.), deren Keramiken farbenfroh waren – je nach verwendetem Ton und der Art des Brennens. Die reichen Totengaben einiger Grabstätten lassen auf eine straff organisierte Gesellschaftsform schließen.

Im Osten entstanden die Majiabang-Kultur (500 – 3500 v. Chr.) und die Hemudu-Kultur (5000 – 3300 v. Chr.) in Jiangsu und im nördlichen Zhejiang, deren Wirtschaft auf Fischfang, den Aufzucht von Hunden, Schweinen und Wasserbüffeln und der Kultivierung zahlreicher Wasserpflanzen – wie z.B. Reis – beruhte. Die Tongefäße der Majiabang-Kultur waren braun, die der Hemudu-Kultur schwarz.

Die Songze-Kultur (4000 – 3000 v. Chr.) und die Qingliangang-Kultur (4800 – 3600 v. Chr.) entwickelten sich entlang der Küste. Sie entstanden direkt aus den Kulturen der Majiabang und Hemudu. Die Jadearbeiten der Qingliangang-Kultur sind die ältesten bisher gefundenen.

Bedeutsam sind auch die Jadearbeiten der Hongshan-Kultur, die aus der Xinle-Kultur hervorging und sich in Liaoning und der Inneren Mongolei entwickelte. Hier wurde der älteste Tempel gefunden.

Mit der Liangzhu-Kultur (3300 – 2200 v. Chr.) – entlang der östlichen Küste in Zhejiang und Jiangsu – fand eine Weiterentwicklung der Jadearbeiten statt, die Insignien herrschender Gruppen waren, Symbole für Autorität und Charisma. Die Grabstätten dieser führenden Elite wurden mit nahezu unvorstellbar wertvollen Totengaben bestückt. Zu jener Zeit bildeten sich auch die ersten Stadtstaaten entlang der Ostküste.

Für die Daxi-Kultur (5000 – 3000 v. Chr.) – im Tal des Jangtsekiang, zwischen Sichuan, Hubei und Hunan – typisch sind der Reisanbau, die Herstellung von Werkzeugen sowie schwarze, rote und braune Keramik.

Weiter südlich entwickelten sich die Dapenkeng-Kultur (5000 – 2500 v. Chr.) und die Shixia-Kultur (2865 – 2480 v. Chr.). Die Shixia-Kultur veredelte die Jadebearbeitung in entscheidender Weise.

Die Longshan-Kultur (3000 – 2000 v. Chr.), die sich in einigen Gebieten aus der Yangshao-Kultur und in anderen aus der Dawenkou-Kultur entwickelte, breitete sich ab dem 3. Jahrtausend v. Chr. an der Mündung des Huanghe (Gelber Fluss) aus.

Der Longshan-Kultur werden die technischen Fortschritte zugeschrieben, die den Übergang vom Neolithikum zur Bronzezeit kennzeichneten: Die Metallbearbeitung entwickelte sich, die Erfindung der Töpferscheibe ermöglichte fein gearbeitete Keramiken, und Brennöfen mit wenig Sauerstoffbedarf sorgten für eine gleichmäßig brillante schwarze Farbe. Aus der Longshan-Kultur entwickelten sich im 2. Jahrtausend v. Chr. die Dynastien, die in Zentralchina der Bronzezeit ihre Vormachtstellung festigen und ausbauen konnten.


Die Bronzezeit

Die Anfänge der Metallbearbeitung in China, so die heutige Forschung, liegen in der Bronzezeit, etwa zur Zeit als die Schriften von den Sandai, den drei Dynastien Xia, Shang und Zhou, berichten, die vom 21. bis zum 3. Jahrhundert vor Christi in weiten Teilen des Landes die Macht innehatten.

Die antike Geschichte verherrlichte die Zeit des Altertums als Brunnen der Weisheit und der sozialen Ordnung und schrieb ihr alle fundamentalen Erfindungen zu: dies sowohl auf dem Gebiet der sozialen Entwicklung wie auch auf dem Gebiet einer perfekten Regierung mit weisen Herrschern, die unerreichbar beispielhaft waren in ihrer Tugend und Moral. Zahlreiche Legenden erzählen von den Taten der übernatürlichen, göttlichen Helden.

Leuchtendes Vorbild für Hingabe und Aufrichtigkeit war Fuxi. Er ließ unter anderem die ersten Musikinstrumente herstellen, führte die Ehe ein und unterwies seine Untertanen in Jagd und Fischfang.

Sein Nachfolger Shennong wiederum führte den Anbau von Hirse ein, errichtete Märkte und entdeckte die Heilwirkung verschiedener Pflanzen.

Huangdi, der “Gelbe Kaiser”, gab seinen Untertanen unter anderem den Karren und das Boot, erfand die Töpferei und den Kalender und führte Regeln für religiöse Zeremonien ein. Von Huang Di stammt der Überlieferung nach auch das grundlegende Werk der Traditionellen Chinesischen Medizin, das Huang Di Nei Jing (Buch des Gelben Kaisers zur Inneren Medizin).

Nachfolgende Regenten wie Yao und Shun wurden aufgrund ihrer Weisheit und ihrer menschlichen Qualitäten, aber auch wegen ihrer Opferbereitschaft für den Staat verehrt. Der Große Yu, der die Xia-Dynastie begründet haben soll, brachte durch wasserbautechnische Maßnahmen die Flüsse unter Kontrolle, so dass sie zur Bewässerung benutzt werden konnten.

Die zweite Hälfte des 3. Jahrtausends vor Christi wird in den chinesischen Mythen als eine Zeit großer Veränderungen beschrieben. Der Übergang vom Neolithikum zur Bronzezeit ist von steter Weiterentwicklung gekennzeichnet. Die Longshan-Kultur breitete sich immer weiter aus und zwischen ihren Siedlungen entfaltete sich ein reger Handel. In dieser Gesellschaft, die sich immer differenzierter entwickelte, entstand die politische Vorherrschaft der Priester und Schamanen. Die Fortschritte in der Technik wurden intensiver für die Herstellung ritueller Gegenstände benutzt, als zur Verbesserung der landwirtschaftlichen Techniken. Vor diesem Hintergrund entwickelte sich auch die Metallbearbeitung, und es entstanden die ersten Formen eines organisierten Staates.

Das Staatsgebilde festigte sich, nachdem die kulturellen Gefüge, die um die Vorherrschaft in der zentralen Tiefebene kämpften, politisch und militärisch erfolgreich waren: Die Xia-Dynastie – hervorgegangen aus der Longshan-Kultur von Henan – konnte ihre Macht am Delta des Huanghe (Gelber Fluss) festigen und herrschte bis zum 16. Jahrhundert vor Christi. Sie wurde von der Shang-Dynastie, den Erben der Longshan-Kultur von Shandong abgelöst. Ursprünglich im Osten der zentralen Tiefebene beheimatet, behaupteten die Shang ihre Vormachtstellung bis in das 11. Jahrhundert vor Christi. Den Shang folgte die Zhou-Dynastie, die Nachkommen der Longshan-Kultur von Shaanxi, die bis 221 v. Chr. die Macht innehatte.

In der Bronzezeit schufen die Chinesen unzählige Gegenstände aus Bronze, stellten jedoch nur selten menschliche Figuren dar. Die Handwerkskunst nahm in dieser Zeit große Ausmaße an. In einem Grab aus dem 5. Jahrhundert entdeckte man fast 10 Tonnen Bronze. Enorme materielle und menschliche Ressourcen waren nötig, um diese immense Produktion in Gang zu halten.


Die Xia-Dynastie

Die Zeit der Xia-Dynastie begann mit dem Großen Yu im 21. Jahrhundert vor Christi. Die Xia regierten der Überlieferung gemäß mit göttlichem Mandat und ihre Herrschaft endete im 16. Jahrhundert vor Christi wegen der Gottlosigkeit und Untauglichkeit des letzten Herrschers Jie, der damit den Himmel erzürnte.

Lange Zeit wurde die Xia-Dynastie von den Gelehrten ins Reich der Legende verwiesen, der Fund einer ihrer Hauptstädte 1959 in Erlitou (in der Provinz Henan) mit den Fundamenten eines Palastes, der sich über eine Fläche von 10 000 m2 erstreckt, jedoch bestätigt ihre Existenz.

Funde aus dieser Zeit – wie Teile eines Pfluges, Keramiken, die die Entwicklung der Schrift belegen, Kultgegenstände aus Jade, Bronzestücke wie Ahlen, Bohrer, Angelhacken, Schneidwerkzeuge und Pfeilspitzen sowie Musikinstrumente – lassen darauf schließen, dass die Anfänge der Xia-Dynastie mit dem Beginn der Bronzezeit zusammen fallen. Die Qualität der Arbeiten lässt allerdings vermuten, dass die Technik des Gießens eine wesentlich längere Tradition hat.

Die Kultobjekte aus Erlitou tragen in der Regel keine Verzierungen und wurden vorwiegend durch Gießen hergestellt, indem man das flüssige Metall in tönerne Hohlformen füllte. Die für das Schmelzen von Metallen notwendigen hohen Temperaturen wurden durch Öfen erzielt, die schon von den Töpfern aus dem Neolithikum bekannt waren. Eine weitere wesentliche Voraussetzung für diese Entwicklung war das hohe Erzvorkommen in China. Die ältesten Bergwerke, die man gefunden hat, wurden bereits vor 3000 Jahren betrieben.

Die Shang-Dynastie

Der letzte Herrscher der Xia-Dynastie, Jie, wurde von einer grausamen und zügellosen Konkubine gegängelt. Sein unwürdiges Verhalten erweckte den Zorn der Götter, was sich tief greifend auf Mensch und Natur auswirkte. Seinetwegen, so wird weiter berichtet, geschah schreckliches Unheil und die soziale Ordnung geriet derart aus den Fugen, dass es notwendig erschien Jie durch Tang zu ersetzen, denn Tang war ein tugendhafter Mensch: würdig den göttlichen Auftrag (China beherrschen und leiten) zu erhalten. Dies war der Beginn der Shang-Dynastie, die in China vom 16. bis zum 11. Jahrhundert vor Christi herrschte.

Ursprünglich war Shang der Name der alten Hauptstadt des Volkes, das die Xia besiegt hatten. Später wurden damit die Schamanen bezeichnet, die an der Spitze der Stammesgemeinschaft standen. Das königliche Geschlecht bestand aus Schamanen: Der Herrscher, Inhaber der politischen, militärischen und religiösen Macht, und der Klan, dessen Oberhaupt er war, erhielten ihre Macht auf Grund ihrer allgemein anerkannten Fähigkeit, mit den Ahnen und Gottheiten in Verbindung treten zu können.

Mittelpunkt der Riten war der Ahnenkult, der die Familien- und Stammesbande stärkte und heiligte. Religion und Politik waren eng miteinander verbunden. Zeremonien spielten eine entscheidende politische Rolle und die Stütze des Staates bildete das Territorium, das direkt der Verwaltung des königlichen Geschlechts unterstand. Daneben gab es Regionen, die von Gouverneuren (meist Familienangehörigen oder sonstigen Abhängigen, die an die Zentralmacht gebunden waren) verwaltet wurden.

In den Archiven von Anyan (Provinz Henan) fand man in großer Zahl so genannte “Orakelknochen”: Man ritzte Fragen in die Tierknochen (dies sind zugleich auch die ersten bekannten chinesischen Schriftzeichen) und erhitzte diese. Die dabei entstehenden Risse in den Knochen wurden von den Schamanen als Nachrichten der Ahnen, die während des Rituals angerufen wurden, interpretiert. Die Entscheidungen des Hofes und des Staates stützten sich in der Shang-Dynastie stets auf die Aussagen des Orakels.

Die Shang-Herrscher verfügten über eine schlagkräftige Armee, die mit wendigen Kampfwagen ausgerüstet war. Sie unternahmen Feldzüge, unterhielten aber auch diplomatische Beziehungen, um ihre Vorherrschaft zu festigen oder die Allianzen zu anderen Staaten zu erhalten. Völker, die an den Grenzen des Shang-Reiches lebten, hielt man für “Barbaren”. Sie wurden als Sklaven verschleppt oder als Menschenopfer dargebracht.

Die erste Phase der Shang-Dynastie ist die Zeit von Erligang oder Zhengzhou (ca. 16. bis 13. Jahrhundert vor Christi). In dieser Zeit erlebte die Herstellung von Sakralbronzen eine Blütezeit. Diese Bronzen wurden von den Aristokraten bei Kulthandlungen verwendet und den Verstorbenen neben der wertvollen Jade mit ins Grab gelegt.In der zweiten Phase der Shang-Dynastie (Anyang-Phase, ca. 13. bis 11. Jahrhundert vor Christi) zeichnen sich die Kultgefäße durch realistische Tierdarstellungen und ausdrucksvoll stilisierte Masken aus. Erstmals befinden sich kurze Inschriften auf den Gefäßen, die den Besitzer oder den Empfänger des Objekts und später auch den Anlass der Festlichkeit festhalten.


Die westliche Zhou-Dynastie

Der letzte – zügellose und korrupte – Herrscher der Shang-Dynastie (Di Xin oder Zhou Xin) soll den Zorn der Götter durch so schlimme Untaten erregt haben, dass der Himmel (tian) als höchste Gottheit das göttliche Mandat Wu übertrug, der, so wird berichtet, über eine außergewöhnliche Moral verfügte und fähig war, Recht und Ordnung wieder herzustellen.

Die Adeligen Shangs gingen – im Konflikt zwischen der zentralen Macht und Randinteressen – immer mehr auf Distanz zu Di Xin. Daraus zog Wu (1049/45 – 1043 v. Chr.), König der Zhou, seinen Nutzen und befreite sich nicht nur von der Autorität der Shang, sondern entriss ihnen auch die Vorherrschaft.

Um mit dem Reich der Shang rivalisieren zu können, hatte Wen (1099/56 – 1050 v. Chr.), Vater von Wu, das Zhou-Reich zu einem mächtigen und straff organisierten Staat umgebildet. Nach dem Tod von Wen übernahm sein Sohn Wu die Führung einer riesigen Armee, die auch aus Soldaten anderer Stämme (wie den Shu und den Qiang – seit jeher Feinde der Shang) bestand. Außerdem hatte Wu die Unterstützung eines großen Teils der Shang-Aristokratie. Um 1045 v. Chr. kam es in Muye (nahe Yin, der Hauptstadt der Shang) zu einer entscheidenden Schlacht, aus der die Zhou als Sieger hervorgingen: Di Xin wurde getötet, aber Yin wurde nicht zerstört, sondern Wugeng, dem Sohn des Di Xin übertragen, der unter der Aufsicht der drei Brüder des Königs Wu regierte.

Die Gründung einer neuen Hauptstadt in Hao, die nur religiöse Hauptstadt und Ort königlicher Tempel war, war der Beginn der Zhou-Dynastie, die von Historikern in zwei Perioden gegliedert wird: die Westliche Zhou-Dynastie (ca. 1045 – 771 v. Chr.) und die Östliche Zhou-Dynastie (770 – 256 v. Chr.)

Nach dem Tod von Wu folgte sein Sohn Cheng auf den Thron (1042/35 – 1006), der wegen seiner Jugend unter die Vorherrschaft des Bruders von Wu, des Herzogs von Zhou (1042 – 1036 v. Chr.) gestellt wurde.

Nach einem Aufstand von Wugeng, der vom Herzog von Zhou niedergeschlagen wurde, erfolgte die Teilung der neuen Territorien in Fürstentümer, und nahe der heutigen Stadt Luoyang (in Henan) wurde eine zweite Hauptstadt für die östlichen Gegenden gegründet.

Als Cheng volljährig war, zog sich der Herzog von Zhou aus den Amtsgeschäften zurück. Die späteren Historiker, von Konfuzius geprägt, würdigten die Könige Wen und Wu sowie den Herzog von Zhou für ihre große Tugend und Weisheit. Aus der Zeit der Westlichen Zhou-Dynastie stammen die “Klassischen Schriften” (shujing), eine Sammlung historischer Texte, und Teile des “Buches der Lieder” (shijing), einer Sammlung poetischer Texte.

Die Könige der Zhou trugen den Titel “Sohn des Himmels” (tianzi), galten jedoch nicht mehr als gottgleich (wie noch die Könige der Shang-Dynastie), sondern vielmehr als Vertreter des Himmels auf Erden und Ausführende des göttlichen Willens.

Die Struktur des Staates basierte immer noch auf Familienbanden. Die Machtverteilung wurde von klaren religiösen Werten geregelt und gründete sich auf die Hierarchien innerhalb des Klans, die nach dem zongfa gegliedert waren. Kraft dieses Systems hing die Position jedes Mitgliedes davon ab, ob es gemäß seiner Geburt zu einer Haupt- oder Nebenlinie des Klans gehörte. In Riten und Traditionen wurde diese Unterscheidung bei allen Anlässen deutlich.

Mit der Zhou-Dynastie begann die Mischbebauung der Felder, um Raubbau zu vermeiden, und der Anbau von Soja. Handwerker genossen aufgrund des hohen Stellenwertes der Sakralgegenstände aus Jade und Bronze großes Ansehen.

Die Westliche Zhou-Dynastie wird in drei Phasen unterteilt:

  • die erste Phase (ca. 1045 – 957 v. Chr.) mit den Herrschern Wu, Cheng, Kang und Zhao,
  • die mittlere Phase (ca. 956 – 866 v. Chr.) mit Mu, Gong, Yi und Xiao und
  • die späte Phase (ca. 865 – 771) mit Yi und Li sowie Gong He, Xuan und You.

Unter Xuan (827/25 – 782 v. Chr.) begann der Zerfall der Dynastie, deren endgültiger Untergang sich unter You (781 – 771 v. Chr.) vollzog: Um 771 v. Chr. verbündeten sich die Quanrong (ein “Barbarenstamm”, der nicht zum Herrschaftsgebiet der Zhou gehörte) mit einem Teil der Zhou-Aristokratie. Sie ermordeten You und vertrieben die Zhou aus Hao.


Die östliche Zhou-Dynastie

Nach der Verlegung der Hauptstadt nach Luoyi begann die Herrschaft der Östlichen Zhou-Dynastie (770 – 221 v. Chr.): Die Zeit von 770 bis 476 v. Chr. wird als “Frühling- und Herbst-Periode” bezeichnet – nach dem “Chunqiu” (Frühling und Herbst des Fürstentums Wu), der offiziellen Chronik der Ereignisse der Jahre 772 bis 482 v. Chr. im Fürstentum Lu. Die “Periode der Streitenden Reiche” (475 – 221 v. Chr.) hat ihren Namen vom “Zhanguoce” (Intrigen der Streitenden Reiche), einer Textsammlung aus dem 3. bis 1. Jahrhundert vor Christi, die von den Ereignissen in den Fürstentümern des 4. und 3. Jahrhunderts v. Chr. berichtet.

Nach und nach löste sich die politische und institutionelle Ordnung der früheren Epochen auf, und das Königshaus Zhou, jetzt ohne militärische Macht, verlor seine politische Autorität. Erhalten blieb ihm jedoch die bedeutende Rolle der obersten religiösen Autorität.

Die vielen Fürstentümer und Königreiche, die von den Nachkommen der Stammesfürsten regiert wurden, kämpften um den Erhalt ihrer Autonomie und Vorherrschaft. Sie gaben sich den Titel “wang” (König), der bislang den Zhou-Herrschern vorbehalten war.

Im Verlauf des 7. Jahrhunderts v. Chr. gewannen die Randkönigreiche immer mehr politischen Einfluss. Im Norden begannen die Qi, gefolgt von den Jin, und im Süden die Chu lange und erbitterte Kämpfe um die Vorherrschaft zu führen, die sich bis zum Ende des 5. Jahrhunderts hinzogen. 453 v. Chr. spaltete sich das Jin-Reich in die drei Teilreiche der Zhao, Wei und Han.

Während der “Periode der Streitenden Reiche” kämpften die sieben Königreiche Zhao, Wei, Han, Qin, Qi, Yang und Chu um die Vorherrschaft: ständige Auseinandersetzungen, mit den Ereignissen wechselnde Allianzen, Verrat, Überfälle und Mordanschläge. Am Ende dieser Periode steht die Gründung des Qin-Reiches, des ersten Kaiserreiches China.

In dieser Zeit rascher Veränderungen sorgten militärische Werte und Reichtum für eine neue Führungsschicht, während sich aus den Adelsfamilien die Klasse der Intellektuellen entwickelte. Minister, Reformatoren, Denker und Philosophen versuchen die Gesellschaft neu zu definieren, die ideologische und kulturelle Krise zu erklären und zu lösen.

Vor diesem Hintergrund entwickelten sich – in einer überraschenden Meinungsfreiheit – die wesentlichen Weltanschauungen des Alten China (bekannt unter der Bezeichnung der “Hundert Schulen”), im wesentlichen der Konfuzianismus, der Daoismus, der Moismus und die Legalisten. Es war die Zeit von Konfuzius, Mengzi, Xun Kuang, Laotse, Zhuang Zhou, Han Feizi, Mo Ti und vieler anderer großer Meister.Zugleich vollzog sich unter der Östlichen Zhou-Dynastie eine riesige technologische Entwicklung: Zwischen dem 6. und 5. Jahrhundert vor Christi lernte man Eisen zu schmelzen, was eine handliche und wirkungsvolle Bewaffnung der Armee ermöglichte und neue landwirtschaftliche Werkzeuge, die die Produktivität wesentlich steigerte.

Der Handel wurde intensiviert, wodurch die Wirtschaft florierte. Man baute Bewässerungsanlagen, hob Kanäle von mehreren hundert Kilometern aus, legte Deiche zur Umleitung von Flüssen an und errichtete mächtige Schutzmauern.