Spirituelle Intelligenz

Nach dem IQ (Intelligenzquotient) und dem EQ (emotionale Intelligenz) erobert ein neuer Begriff die Aufmerksamkeit der Menschen – die Spirituelle Intelligenz (SI) oder „Intelligenz der Seele“. Diese ist aber nicht religiös oder esoterisch zu verstehen, sondern bedeutet so etwas wie die Fähigkeit den „Sinn des Lebens für sich zu entdecken“. Spirituelle Intelligenz so, die Danah Zohar (Bestseller-Autorin von „Spiritual Intelligence“; www.dzohar.com), hilft, die einseitig materielle Orientierung in unserer Gesellschaft zu überwinden und unsern Fokus auf diejenigen Dinge zu lenken, die das Leben wirklich lebenswert machen, nämlich Mitgefühl, Liebe und Verantwortung – Qualitäten, die unserem Leben einen höheren Sinn geben.

Dem heutzutage häufig düsterem Bild einer zynischen Lebensauffassung, in der es vor allem um das eigene Ego, um Profitstreben, den eigenen Vorteil und ähnliches mehr geht, widersprechen nämlich (zunehmend) die neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse. Experimente belegen – weltweit – das Vorliegen einer natürlichen Fairness beim Menschen, und selbst 18 Monate alte Kinder zeigen Mitgefühl und handeln uneigennützig ohne vorherige Lernerfahrungen oder spätere Belohnung (Experiment am Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig). Der uneigennützige Wunsch nach Fairness scheint im gesunden Hirn so stark verankert zu sein, das man die „Denkmaschine massiv stören muss, um daraus eine Ego-Maschine zu machen“.

Es ist keine Frage der Intelligenz und auch nicht der Emotionalen Intelligenz, sondern der Moral, wie jemand seine Kraft und Klugheit einsetzt – das zeigen all die Bespiele von Schreckensherrschern der Weltgeschichte. Zudem sagt ein hoher IQ oder EQ nichts darüber aus, wie glücklich jemand ist oder wie glücklich er andere machen kann und was sein Beitrag zum Weltgeschehen ist.

Was der tiefere Sinn des Lebens ist, mit dieser Frage haben sich die Philosophie und alle Religionen der Welt beschäftigt. Und auch die moderne Wissenschaft belegt mittlerweile die Wichtigkeit der Sinnfrage, indem sie zeigt, dass es eigene Hirnareale gibt, die auf spirituelle Gedanken spezialisiert sind. Bekannt geworden sind das „Gottes-Modul“ hinter dem linken Ohr und Bereiche des Frontallappens an der Stirn. Eine hohe Aktivität in diesen Bereichen veranlasst, wie Zohar schreibt, Menschen dazu, nach höheren Dingen zu streben und von einem besseren Morgen zu träumen. Sie ermöglichen „spirituelle Erfahrungen“. Und zudem zeigen mehrere Studien, dass religiöse Menschen gesünder sind, als auch länger und glücklicher leben. Uneigennützige Regungen, Mit- und Verantwortungsgefühl, dürften auf diese Weise einen evolutionären Vorteil mit sich gebracht haben.


Quelle

pm April 2011