Die Bedeutung von Ethik auf dem buddhistischen Weg

Entscheidet man sich für den buddhistischen Weg und damit als wichtigstes Ziel die Freiheit des Geistes anzustreben, gilt es als erstes dafür zu sorgen, dass diese sich gut entwickeln kann, indem man die ethischen Prinzipien einhält, allen voran Gewaltlosigkeit – also Andere (und dazu werden in der buddhistischen Tradition auch Tiere gezählt) nicht zu verletzen, weder mit Worten noch mit Taten. Auch Drogen und Alkohol sollen (möglichst) vermieden werden, denn sie beeinflussen den Geist leicht in destruktiver Weise.[1]Quelle: Jetsünma Tenzin Palmo: Die Freiheit des Geistes ist das Wichtigste. In: Tibet & Buddhismus 1/2010

Die Praxis ethischen Verhaltens, wobei es sich immer nur um Vorsätze handelt, nicht um Befehle, schützt uns, so Jetsünma Tenzin Palmo, wie der Zaun einen Garten, in dem eine kostbare Pflanze heranwachsen soll.

Zusätzlich zu einem Zaun, um bei der Garten-Metapher zu bleiben, braucht man einen guten Boden. Oft ist dieser über viele Jahre hinweg nicht bearbeitet worden. Er steckt voller Gewohnheiten, guter und schlechter, und ist voll von Meinungen und Vorurteilen, die nie wirklich hinterfragt wurden. Dazu kommen Erinnerungen und Eindrücke, Gedanken und Meinungen, die nie ernsthaft aufgeräumt wurden … Müll, der den Boden belastet und die Bepflanzung des Gartens erschwert und behindert.

Zunächst geht es deshalb darum, zu unterscheiden, was von all diesen Gewohnheiten und Eindrücken nützlich ist und was nur Ballast. Nicht die “Dinge” allerdings stellen dabei das Problem dar, sondern das Festhalten an ihnen. Entsagung bezieht sich deshalb nicht primär auf äußere “Dinge” (vgl. Was bedeutet Entsagung aus buddhistischer Sicht?), vielmehr geht es um innere Entsagung, letztlich darum, über die Faszination für jene “Dinge” hinauszuwachsen, die uns so wichtig erscheinen oder erschienen sind.

Zentraler Aspekt des buddhistischen Weges ist es, den Garten bereit zu machen für das Wachstum kostbarer Pflanzen und dazu “Müll” als solchen zu erkennen. Zu erkennen, dass er keine Eigennatur besitzt, nur Transparenz und Leere, so wie das Gefühl eines abgegrenzeten, soliden und beständigen “Ich”, “Ego” oder “Selbst” nur eine Illusion, eine Einschränkung ist, hinter der sich etwas viel Größeres – wie immer man es bezeichnen mag – eröffnet.

Anmerkungen

Anmerkungen
1 Quelle: Jetsünma Tenzin Palmo: Die Freiheit des Geistes ist das Wichtigste. In: Tibet & Buddhismus 1/2010