• Was ist Sucht? (Friederike Denner)

    Der folgende Artikel gibt einen Einblick in das Thema „Sucht“. Beiträge und das,was in Gruppenarbeiten im 1. SupervisorInnen Training für Shiatsu-TherapeutInnenherausgearbeitet wurde, sind darin zusammengefasst und als Einführung zu verstehen– ohne den Anspruch auf Vollständigkeit zu haben. Etwas in mir sucht, etwas in mir ist ganz bedürftig. In der (frühen) Kindheit war Mangel von „etwas“, was es nicht gab, was ich nie bekommen habe, ein „Loch“ ist entstanden. Sucht ist eine Symptomerscheinung für ein unterliegendes Problem. Es liegt eine innere Spannung vor und gleichzeitig die nach Außen gerichtete Sehnsucht. Suche und Flucht, „high machen“ und vergessen, ablenken und verdrängen. Süchtige Menschen suchen z.B. in Substanzen Befriedigung zu finden, jedoch ist…

  • Die Aggression als Lebensprinzip der aktiven Hinwendung (Dr. Eduard Tripp)

    Du bist aggressiv“ ist für viele Menschen zu einer eindeutig negativen Bewertung geworden. Aggression ist im common sense dieses Sprach- und Lebensverständnisses ein gefährlicher und zerstörerischer Aspekt, der seine Berechtigung fast ausschließlich im Schutz von Leib und Leben und in der Abwehr eines unberechtigten Angriffes hat. Diese innere Ablehnung der Aggression bedeutet allerdings eine ziemlich drastische Einschränkung und Verzerrung eines wichtigen Lebensprinzips, dessen sprachliche Wurzeln „ad“ und „gredere“ wörtlich „an etwas rangehen“ bedeuten: das Lebensprinzip der aktiven Hinwendung. Dass wir Interesse an der Welt zeigen, uns ihr zuwenden und sie in Besitz nehmen, beruht auf dem lebensbejahenden und lebenserhaltenden Prinzip der Aggression. Es ist die aggressive Triebfeder, die uns dazu…

  • Missbrauch in der Behandlungssituation (Eduard Tripp)

    Spricht man von Missbrauch in der Behandlungssituation, so kann man nach Margarete Scholze von der Beschwerdestelle des Wiener Landesverbandes für Psychotherapie zwischen kognitivem Missbrauch, emotionalem Missbrauch und sexuellem Übergriff unterscheiden: Unter kognitivem Missbrauch versteht man jede Informationstätigkeit und Informationsverwertung, die nicht aus der Behandlung und ihren Zielen heraus begründbar ist. Emotionaler Missbrauch liegt vor, wenn die Behandlungssituation eine wichtige Quelle für die BehandlerIn ist, um ihre Einsamkeitsgefühle, ihren Mangel an Intimität und ihren Bedarf an Anerkennung abzudecken. So stehen nicht das Wohl und die Entwicklung der KlientIn im Vordergrund, sondern das Wohl der BehandlerIn. Als sexuellen Übergriff bezeichnet man jede Handlung, die absichtsvoll von der BehandlerIn sexuell motiviert ist und…

  • Missbrauch (Friederike Denner)

    Der folgende Artikel soll einen Einblick in das Thema „Missbrauch“ ermöglichen.Beiträge und das, was in Gruppenarbeiten im SupervisorInnen Trainingfür Shiatsu-TherapeutInnen herausgearbeitet wurde, sind darinzusammengefasst und als Einführung und Anregung zu verstehen. Missbrauch, zu dem auch Übergriffe zählen, kann physisch, psychisch, sexuell, emotional, spirituell, verbal und energetisch erlebt werden. In jedem Fall findet ein Angriff auf die menschliche Würde und Identität statt. Dazu werden vertrauensvolle Beziehungen (z.B. im familiären Umfeld) auf machtvolle und auch manipulierende Weise, ausgenutzt. Missbrauch stellt eine Form von Gewalt dar und kann sehr subtil sein. Je früher im Leben eines Menschen ein Missbrauch stattfindet, desto stärker sind die kurz- bzw. langfristigen Folgen, die sich in körperlichen Symptomen,…

  • Ergänzung des Shiatsu durch körpertherapeutische Gesprächsführung (Peter Itin)

    Shiatsu kann durch körpertherapeutische Gesprächsführungs-Techniken in der Wirksamkeit gezielt ergänzt, unterstützt und verstärkt werden. Hier sind nicht Formen der Befunderhebung oder Standortbestimmungen gemeint, sondern Formen der Gesprächsführung, welche die körpertherapeutische Arbeit ergänzen und vertiefen. Es handelt sich um Methoden, welche die im Körper gespeicherten Erfahrungen und Informationen zugänglich machen. Mittels geeigneter Interventionen können diese erfahren und zu Ausdruck gebracht werden. Körpertherapeutische Gesprächsführungstechniken führen die Klientinnen zu präziser Selbstwahrnehmung und zur Selbstermächtigung hin. Sie basieren in der Regel auf der Focusing-Technik von Gendlin und erweitern oder spezifizieren diese. Typische Beispiele sind die Core Process-Arbeit von Maura Sills (CP) und Somatic Experience (SE), die Trauma-Heilungs-Arbeit von Peter Levine. Die beschriebenen Fallbeispiele wirken…

  • Salutogenese und Resilienz – Landkarte und Techniken der prozesszentrierten Gesprächsführung (Peter Itin)

    „Was sagen Sie, nachdem Sie guten Tag gesagt haben?“, fragt uns Eric Berne provokativ. In diesem Beitrag will ich aufzeigen, dass Salutogenese und Resilienz zwei Konzepte der Gesundheitsförderung sind, die uns ausgezeichnete Hilfestellungen anbieten, damit die Gesprächsführung im Shiatsu einen zielgerichteten und prozesszentrierten Fokus und eine therapeutische Qualität erhält. Salutogenese und Resilienz – die Konzepte Salutogenese und Resilienz basieren auf sozialwissenschaftlichen Forschungen. Beide gehen der Frage nach, welche Bedingungen gegeben sein müssen, damit sich Menschen von besonders schwierigen Lebensumständen erholen und zu einem „normalen“ Leben zurückfinden. Der Medizinsoziologe Aaron Antonowski, der in den 70er Jahren die Salutogenese begründet hatte, befragte jüdische Frauen, die den Holocaust überlebt hatten. Die Resilienz-Forschung von…

  • Partnerschaft auch im Gespräch (Eduard Tripp)

    Sprechen wir über nicht-direktives und wertfreies Gespräch, ist die Frage von grundlegender Bedeutung, wozu es dient und was sein Ziel ist. Nur dann, wenn wir es in den Gesamtkontext der Shiatsu-Begegnung betrachten, wird sein spezifischer Zugang  verständlich, ja selbstverständlich. Vereinfacht gesagt ist es ein zentrales Ziel der fernöstlichen Medizin, in deren Tradition Shiatsu steht, Hilfe und Unterstützung Suchende darin zu unterstützen, dass die „Wurzeln” (Ursachen) einer Erkrankung oder eines unangenehmen Zustandes „heilen“ können. Jede Erkrankung ist Ausdruck eines Ungleichgewichts, dass es zunächst einmal zu erkennen (diagnostizieren) gilt und dann wieder ins Lot zu bringen – oder für Shiatsu bei seelischen Problemen korrekter ausgedrückt: Veränderungen ermöglichen. Denn während sich der Umgang…

  • Das begleitende Gespräch im Shiatsu (Doris Spörri)

    Idealerweise begleitet das Gespräch die Shiatsu-Behandlung so, wie der Flusslauf einer Landschaft folgt: Es drängt sich nicht auf, sondern ist einfach da, auf seinem zugewiesenen Platz. Es ist abgestimmt auf die aktuelle Situation der Klientin und berücksichtigt ihr Wissen über die Methode. Auf der anderen Seite ist die Praktikerin transparent bezüglich ihrer Qualifikationen. Sie führt das Gespräch nicht über das Notwendige hinaus und achtet auf das Zuviel, was eine Überschwemmung zur Folge hat, auf das Zuwenig, was Dürre nach sich zieht und auf Blockierung, was Stauung verursacht. Das begleitende Gespräch hilft die Behandlungslandschaft zu strukturieren und bezieht das Bewusstsein der Klientin in die Behandlung mit ein. Es bewirkt dadurch eine…

  • Himmel und Erde verbinden. Shiatsu in der Begleitung psychodynamischer Prozesse (Joachim Schrievers)

    Wenn das Leben seinem Wesen nach ganz und unteilbar ist, so ist es ein natürliches Bestreben der Lebenskräfte, uns in das Erleben von Ungeteiltheit und Ganzheit hineinzuführen. In unserer Kultur ist dieser Zustand im Bild des Paradieses beschrieben, aus dem wir hervorgehen und in das wir am Ende wieder zurückfinden. Im Paradies gab es keine Unterscheidung von Gut und Böse. Erst als die Menschen den Apfel vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse gegessen hatten, sie aus dem Erleben der Einheit in das der Dualität gefallen waren, entstand Spannung, Spannung zwischen Gut und Böse, Mann und Frau, Himmel und Erde, Leben und Tod usw. In diesen Spannungsfeldern leben wir,…

  • Das transpersonale Erfahrungsfeld (Jörg Schrievers)

    Die tiefe Stille und Entspannung, die im Shiatsu immer wieder entsteht, eröffnet dem Klienten und Behandler einen Erfahrungsraum, der sich deutlich von unserem Alltags-bewusstsein unterscheidet. In diesem Raum kann es sein, dass der Kranke vergisst, dass er krank ist, der Schwache seine Schwäche nicht mehr erlebt, der Sterbende vergisst, dass er sterben muss, und der Behandler seine Konzepte vergisst. Eine ältere Klientin, sie war damals 77 Jahre alt, sagte mir nach einer Shiatsu-Behandlung, das Besondere an Shiatsu sei für sie, dass sie während der Behandlung ihr Alter, das ihr im Alltag doch die einen oder anderen Beschwerden und Einschränkungen verursache, nicht wahrnehme. Sie fühle sich für die Zeit der Behandlung…