• Empathie, Theory of Mind und Loving Compassion

    Was ist Empathie? Es gibt viele, sich in Details unterscheidende Definitionen von Empathie (Einfühlung). Zusammenfassend kann man Empathie als die Fähigkeit beschreiben, wahrzunehmen, was in einem anderen vorgeht. Diskutiert wird allerdings, was alles zu Empathie gehört. Einig ist man sich im Allgemeinen, dass Gefühle und Emotionen unabdingbar für Empathie sind. Meist wird auch das Erkennen von Absichten, Gedanken und Persönlichkeitsmerkmalen hinzugezählt. Probleme wirft auch die Unterscheidung zwischen Empathie (Einfühlung) und Empathiefähigkeit (Einfühlungsfähigkeit) auf. Manche Forscher gehen davon aus, dass neben der Fähigkeit auch die Bereitschaft vorliegen muss, sich in sein Gegenüber (das nicht unbedingt ein Mensch sein muss) einzufühlen. Die Stärke der Empathie (als emotionaler Zustand) ist nämlich nachweislich von…

  • Depression bei Mäusen im Labor

    Ein wesentliches Merkmal von Depressionen ist die Lust- und Antriebslosigkeit. Nahezu jeder, so das britische National Health Service (NHS) in einer Kampagne, um Aufmerksamkeit auf diese Erkrankung zu lenken, leidet in seinem Leben mindestens einmal unter einer Depression. Die genauen Zahlen sind allerdings unbekannt, da viele Betroffene – und hier vor allem Männer – die Erkrankung verheimlichen und nicht zum Arzt oder Therapeuten gehen. Bei Frauen werden vermutlich auch deshalb doppelt so häufig Depressionen festgestellt als bei Männern. Kinder leiden selten unter der Erkrankung, die erst mit der Pubertät zuzunehmen beginnt. Im Alter tritt sie vor allem in Zusammenhang mit Vereinsamung auf. Für Österreich liegen die Schätzungen bei bis zu…

  • Sozialkontakt (und hier vor allem Körperkontakt) hilft Süchte zu überwinden. Tierexperimente bekräftigen die Erfahrungen von Selbsthilfegruppen und anderen therapeutischen Einrichtungen

    Studien belegen, dass im Verlauf einer Drogenabhängigkeit der Drogenkonsum für die Betroffenen zunehmend zur einzigen Möglichkeit wird, sich positive Empfindungen oder Freude am Leben zu verschaffen. Und weil sie an ihrer Umwelt zunehmend weniger Anteil nehmen, verlieren Abhängige auch ihre Sozialkontakte. Die Freundschaften, die dennoch bleiben, stehen gewöhnlich im Kontext mit Drogen. Und obwohl man weiß, dass Selbsthilfegruppen und andere therapeutische Einrichtungen, die Sozialkontakte fördern, sehr gute therapeutische Erfolge in Hinblick auf das Suchtverhalten haben, gibt es dazu aber kaum Untersuchungen. Mit den Auswirkungen positiver sozialer Interaktion auf das Suchtverhalten bei Ratten – um daraus auch Schlüsse auf die Auswiikungen auf Menschen ziehen zu können – befasst sich die Biologin…

  • Klatsch & Tratsch

    Klatsch und Tratsch dient vielfach als sozialer Kitt. Er befestigt Beziehungen und beugt egoistischem Verhalten vor. Lästern als Sonderfall des Tratsches ist eine Form indirekter Aggression. Es kann physische Gewalt ersetzen, etwa wenn Menschen Rache üben, ihrem Ärger Luft machen oder einen Rivalen ausschalten wollen. Für den sozialen Kitt zwischen Gruppenmitgliedern sorgte (in den Augen der Forschung) bei unseren Vorfahren das wechselseitige Lausen, das so genannte “grooming”, das sich noch heute bei Affen beobachten lässt. Während der Fellplfege schütten die Tiere Endorphine aus, ihre Herzrate sinkt und sie entspannen sich. Da mit steigender Gruppengröße (die im Kampf gegen Feinde einen Überlebnsvorteil darstellte) banspruchte die nötige wechselseitige Fellpflege wohl zu viel…

  • Social Networks. Das Leben im Netz in Echtzeit

    Soziale Netzwerke sind mehr und mehr im Kommen. Nach Facebook und Twitter, um nur die bekanntesten und weitverbreitetesten Dienste anzuführen, ist nun auch Google mit Buzz – wie Insider prophezeien: erfolgreich – „ins Soziale“ eingestiegen und belegt damit einmal mehr einen grundlegenden und immer weiter fortschreitenden Wandel im Internet. Das „klassische Internet“, das mit statischen Seiten wie die „längste Schaufensterreihe der Welt“ (Peter Glaser) anmutet, weicht zunehmend veränderlichen Inhalten, weicht Bloggs, Foren, Facebook, Twitter und Co. „Social-isierung“ und „Echtzeit“ sind die beiden Entwicklungen, die das Internet und damit alle, die daran teilhaben, verändern. Bei beiden Entwicklungen spielt Facebook eine maßgebliche Rolle. 400 Millionen Facebook-Nutzer publizieren jede Woche etwa dreieinhalb Milliarden…

  • Psychotherapie wirkt präventiv und kurativ. Ergebnisse einer kritischen Literaturauswertung

    Eine im Auftrag des Schweizerischen Gesundheitsobservatoriums durchgeführte Literaturauswertung zu Langzeiteffekt, Kosten und Nutzen bzw. Kosten-Effektivität der Psychotherapie (Jürgen Margraf: Kosten und Nutzen der Psychotherapie, Springer Verlag 2009, http://books.google.at/books?id=t6X_cQ_fedMC&pg=PA6&lpg=PA6&dq=jürgen+margraf+psychotherapie&source=bl&ots=OPJctVpqHb&sig=pgQOUS4I1) zeigt als wichtigste Ergebnisse: Psychotherapie besitzt eine gute und dauerhafte Wirkung, die gleich gut oder größer ist als diejenige vieler etablierter medizinischer Verfahren. Psychotherapeutische Zusatzinterventionen können die Rückfallraten psychiatrischer Therapieprogramme positiv beeinflussen. Psychotherapie führt zu Kostenreduktionen, die bereits innerhalb der ersten zwei Jahre die Kosten der Psychotherapie übersteigen. Im Vergleich zu medikamentösen Alternativbehandlungen führt vor allem die bessere Dauerhaftigkeit der Psychotherapiewirkung zu einem günstigeren Kosten-Effektivitäts-Grad. Alleinige Psychopharmaka-Behanldung ist einer Psychotherapie oder der Kombinationstherapie langfristig deutlich unterlegen. Quelle News Juli 2001 (Magazin des…

  • Neurobiologische Aspekte der Sucht. Am Beispiel der Nikotinsucht

    Auf Grund von Erfahrungen verinnerlichen wir Programme, die wir später dann automatisiert und damit auch ziemlich unbewusst “abspulen”, wobei mit Suchtstoffen verbundene Reize vermutlich besonders gut in unser Verhaltensrepertoire integriert werden. Unsere Aufmerksamkeit richtet sich nämlich bevorzugt auf Dinge, die wir mit Angenehmem verbinden.[1]Ist ein Gegenstand, eine Sache für uns auf Grund unserer Erfahrungen besonders “beachtenswert”, so spricht man in der Forschung davon, dass sie eine hohe “Salienz” besitzt. Das ventrale tegmentale Areal des Mittelhirns und das ventrale Striatum, ein Teil der Basalganglien, spielen eine besondere Rolle beim Belohnungslernen und auch bei der Suchtentstehung. Aus Tierexperimenten weiß man, dass der chronische Konsum von abhängig machenden Substanzen die synaptischen Verschaltungen in…

  • Gewohnheiten sind der Schlüssel zu einer Veränderung unseres Verhaltens

    Gerade der Jahreswechsel ist verbunden mit guten Vorsätzen, die oft nur (immer mehr verblassende) Vorsätze bleiben – wohingegen wir letztlich im gewohnten Trott verbleiben. Das erkannte schon der englisch Philosoph Francis Bacon (11561 bis 1626):”Gewohnheit heißt die große Lenkerin des Lebens. Daher sollten wir uns auf alle Weise erstreben, gute Gewohnheiten einzuimpfen.” Und, wie Christian Wolf in Gehrin und Geist 1-2/2012 (“Der Autopilot imn Kopf”) schreibt, lohnt es sich einen Blick darauf werfen, wie ungeliebte Laster entstehen, um sie ändern zu können. Philippa Lally et al. (“How are Habits Formed: Modelling Habit Formation in the Real World”. European Journal of Social Psychology 40, S. 998-1009, 2010) erforschte, wie wiederholtes Verhalten…

  • Bindung prägt unser Leben. Bindungstheorie nach John Bowlby

    John Bowlby (1907-1990), englischer Psychiater und Psychoanalytiker, beschreibt in den 1950er Jahren, wie ein Kind während des ersten Lebensjahres auf der Grundlage eines biologisch angelegten Verhaltenssystems eine starke emotionale Bindung zu einer Hauptbezugsperson entwickelt. Er schuf damit ein Konzept, das als Bindungstheorie (insbesondere nach den empirischen Untersuchungen seiner Mitarbeiterin Mary Ainworth) Eingang in die psychoanalytische/therapeutische Theorie fand. Wenn sich die Hauptbeziehungsperson entfernen will, „protestiert“ das Kleine, es fängt an zu weinen, ruft, krabbelt hinterher und klammert sich fest. Dieses Verhalten des letztlich hilflosen Säuglings ist angeboren und sicherte schon vor Hunderttausenden von Jahren sein Überleben. Und da nicht nur der Mensch, sondern auch alle Säugetiere und selbst Vogeljunge Bindungsverhalten zeigen,…

  • Falsche Erinnerungen

    Erinnerungen an traumatische Erlebnisse in der frühen Kindheit können verdrängt oder aber auch, so zeigen experimentelle Forschungen, falsch sein – und die erinnerten Begebenheiten haben nicht oder nicht so stattgefunden. Der Ausgangspunkt der experimentellen Versuchsanordnungen von Elisabeth F. Loftus (Universität von Washington in Seattle) waren in Therapien hervorgebrachte Erinnerungen an einen erlittenen Missbrauch in der Kindheit, die sich später als falsch herausgestellt haben.[1]1992 wurde beispielsweise, wie Elisabeth F. Loftus berichtet, Beth Rutherford von einem kirchlichen Berater darin bestärkt, dass ihr Vater – ein Geistlicher – sie im Alter zwischen 7 und … weiterlesen Da sich unter geeigneten Umständen nachweislich überzeugende Erinnerungstäuschungen entwickeln lassen, kann man, so der Schluss der Forscher, ohne…