Ernährung mit Fleisch und vegetarisch. Langzeituntersuchung in Hinblick auf Krebs und Herzerkrankungen

In einer Meta-Analyse zweier amerikanischer, zweier britischer und einer deutschen Studie des Europäischen Instituts für Lebensmittel- und Ernährungswissenschaften in Hochheim mit insgesamt 76.000 Teilnehmern wurden vegetarisch lebende Menschen (die gelegentlich auch Fisch essen) mit gesundheitsbewussten Gemischtköstlern (die auch Fleisch essen) verglichen.

Insgesamt zeigen Vegetarier ein etwa 24 Prozent niedrigeres Risiko an Herzerkrankungen zu sterben, erkranken seltener an Krebs und zudem sind sie auch schlanker. Betrachtet man jedoch die Gesamtsterblichkeit, so zeigen sich weder bei den Todesursachen Schlaganfall, Magen-, Darm-, Lungen-, Prostata- noch Brustkrebs Unterschiede zwischen Vegetariern und Nicht-Vegetariern. Vegetarier, so das Fazit des Instituts, leben nicht generell länger, sondern sterben höchstens anders.

In der britischen Studie „Risk of death from cancer and ischaemic heart disease in meat and non-meat eaters“ von Thorogood, Mann, Appleby & McPherson (1994; http://www.bmj.com/cgi/content/full/308/6945/1667), eine der analysierten Studien, fasst ihre Ergebnisse wie folgt zusammen: “The reduced mortality from cancer among those not eating meat is not explained by lifestyle related risk factors, which have a low prevalence among vegetarians. No firm conclusion can be made about deaths from ischaemic heart disease. These data do not justify advice to exclude meat from the diet since there are several attributes of a vegetarian diet apart from not eating meat which might reduce the risk … In the light of current data it is more difficult to disentangle which factors of the vegetarian diet are responsible for conferring the protective effect. Epidemiological and experimental studies suggest that the reduced intake of saturated fatty acids and animal protein or the relatively high intake of vegetable protein, n-3 and n-6 unsaturated fatty acids, carbohydrate, non-starch polysaccharide, and dietary antioxidants, all of which are characteristics of the vegetarian diet, could help explain the reduced risk of cancer and ischaemic heart disease … The reduced cancer mortality seems largely due to diet and is not appreciably changed when other lifestyle related variables are controlled for. The protective effects of diet (40% for cancer mortality and 20% for total mortality) are large. Dietary change may be a key determinant of the reduction in total mortality. Current recommendations in most Western countries advice people to adopt many of the attributes of a vegetarian diet but do not advice excluding meat.”

Ursachen für die oben angeführten Untersuchungsergebnisse liegen, so die Interpretation der Forscher, darin, dass der Homo sapiens ein Allesfresser ist und tierische Kost für den Menschen schon seit wahrscheinlich mehr als 4,5 Millionen Jahren eine Rolle spielt. Dieser Umstand hat unsere genetische Ausstattung entsprechend geprägt, so dass unser Verdauungsapparat sehr gut darauf vorbereitet ist, Fleisch zu verarbeiten. Zu keiner Zeit jedoch, und das sollte bedacht werden, war Fleisch (bis auf wenige Ausnahmen) Hauptnahrungsmittel. Auch bei heute noch existierenden Jäger- und Sammlerkulturen macht der Anteil an Fleisch (Wild) nur etwa 20 Prozent der gesamten Ernährung aus. Und zudem unterscheidet sich Wildfleisch in seiner Zusammensetzung deutlich von gezüchtetem: Es enthält weniger Fett, dafür aber mehr ungesättigte Fettsäuren.

Isst der „zivilisierte“ Mensch von heute aber viel Fleisch, so nimmt er viel Fett und damit viel Kalorien zu sich. Untersuchungen an Tieren haben indes gezeigt, dass die Lebenserwartung steigt, wenn weniger Kalorien aufgenommen werden, denn bei der Umwandlung von Nahrung in Energie entstehen freie Radikale, die Zellen und Erbgut schädigen (Verschleißerscheinungen, die für den Alterungsprozess verantwortlich sind). Wer also, so die Wissenschaft heute, eher wenig isst und sich zugleich ausreichend mit Vitaminen und Mineralstoffen versorgt, hat eine bessere Aussicht auf ein langes Leben.