Sexualität im Verständnis der Traditionellen Fernöstlichen Medizin

Jede sexuelle Aktivität, so das Verständnis der traditionellen fernöstlichen Medizin, führt zu einem vorübergehenden Verlust an Nieren-Essenz (Jing), da die sexuellen Essenzen von Mann und Frau die äußeren Manifestationen des Nieren-Jing sind. Während unter normalen Umständen dieser Mangel schnell wieder ausgeglichen wird, führt ein Übermaß an sexueller Aktivität, weil der Körper nicht die Zeit hat sich zu erholen und den Verlust auszugleichen, zu einer Schwächung des Jing mit Symptomen wie Erschöpfung, Schwindelgefühl, Schmerzen im unteren Rücken, schwachen Knien, “schwacher Blase” u.ä.m.

Die sexuelle Aktivität sollte deshalb – abgesehen von konstitutionellen und gesundheitlichen Faktoren – entsprechend angepasst werden. Der “Klassiker des einfachen Mädchens” (aus der Sui-Dynastie, 581 bis 618 n. Chr.) empfiehlt den Männern (die auf Grund der unterschiedlichen Physiologie von dieser Problematik stärker betroffen sind) darum eine altersabhängige Häufigkeit der Ejakulationen:

Alter des Mannes  bei gutem Gesundheitszustand  bei durchschnittlichem Gesundheitszustand
15 Jahre 2x / Tag  1x / Tag
20 Jahre2x / Tag1x / Tag
30 Jahre  1x / Tagalle 2 Tage 
40 Jahre  alle 3 Tagealle 4 Tage
50 Jahrealle 5 Tagealle 10 Tage
60 Jahre  alle 10 Tagealle 20 Tage
70 Jahre  alle 30 Tagekeine Ejakulation zu empfehlen

Berücksichtigt man zudem die Jahreszeiten, so gilt hier die Empfehlung, dass die sexuelle Aktivität im Frühjahr stärker sein kann, im Winter jedoch reduziert werden sollte.

Übermäßige sexuelle Betätigung (die traditionelle fernöstliche Medizin meint damit die Ejakulation beim Mann und den Orgasmus bei der Frau) schwächt beide Geschlechter, Männer sind jedoch stärker davon betroffen, weil Frauen weniger Verlust erleiden und sich darum schneller wieder erholen. Der Grund dafür liegt in der unterschiedlichen Physiologie, denn beim Mann hat die Ejakulation durch die direkte Verbindung seiner sexuellen Energie mit dem Nieren-Jing einen unmittelbaren Essenz-Verlust zur Folge.

Die sexuelle Energie der Frau hingegen hat mehr Bezug zum Blut, die Essenz ist stärker mit der Gebärmutter verbunden, so dass alles, was die Gebärmutter schwächt (wie z.B. Menstruation und insbesondere Geburten), das Nieren-Jing verletzt. Beim Orgasmus verliert die Frau ob dieses Unterschiedes weniger Essenz als der Mann.

Der sexuelle Wunsch, die Libido, ist abhängig von der Energie der Niere. Ein gesundes sexuelles Verlangen spricht somit für eine gesunde und starke Nieren-Energie. Eine Schwäche des Nieren-Yang allerdings führt zu mangelnder Libido, einer Unfähigkeit sich an der Sexualität zu erfreuen oder einen Orgasmus zu erreichen. Eine Schwäche des Nieren-Yin hingegen kann zu einem übersteigerten Sexualtrieb führen, der allerdings nicht befriedigt werden kann oder auch zu lebhaften sexuellen Träumen mit Samenergüssen und Orgasmen.

Nicht nur die übermäßige sexuelle Aktivität kann allerdings Erkrankung zur Folge haben, sondern auch der Mangel, weshalb der “Klassiker des einfachen Mädchens” eine ebenfalls altersabhängige Mindestfrequenz an Ejakulationen empfiehlt:

Alter des Mannesempfohlene Mindestfrequenz
20 Jahrealle 4 Tage
30 Jahrealle 8 Tage
40 Jahrealle 16 Tage
50 Jahrealle 21 Tage
60 Jahrealle 30 Tage