Shiatsu. Eine Qualitätsmarke im Wellness-Boom (Eduard Tripp)

Ganzheitliche Gesundheit – der aufkommende Gesundheitssektor im Unterschied zum herkömmlichen Gesundheitswesen – wird der künftige Wirtschaftsmotor der westlichen Welt, so prophezeite Leo A Nefiodow 1996. Mit dieser Vorhersage zum sechsten Kondratieff-Zyklus, die sich heute zunehmend als richtig erweist, eröffnete Leo Nefiodow den Kongress „Wasser macht schön“ am 3. Oktober 2005 in Klagenfurt, Kärnten. Der vorliegende Artikel beruht inhaltlich auf meinem Vortrag, der im Rahmen dieses Kongresses gehalten wurde. Er geht darauf ein wie sich die verschiedenen Gesundheitskonzepte entwickelt haben, was der Konsument im Wellnessbereich sucht und warum klar definierte Qualitätskriterien von besonderer Bedeutung sind. Weitere Schwerpunkte sind auch grundlegende Beschreibungen von Wellness, Esoterik und New Age.[1]Der Kongress wurde veranstaltet von „Kärnten wasser.reich“. Das Referat mit dem Titel „Shiatsu. Eine Qualitätsmarke im Wellness-Boom“ von Dr. Eduard Tripp wurde im Kongressprogramm mit … weiterlesen


Wellness boomt

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Wellness ist zu einem bedeutsamen Wirtschaftsfaktor geworden, und die Wellnessbewegung entwickelt sich, den Gesetzmäßigkeiten des Marktes folgend, ungezügelt und mit voller Kraft. Eine vielfältige, schier unüberschaubare Palette an Einrichtungen, Leistungen und neuen Produkten wird dem Konsumenten angeboten, so dass selbst Fachleute mitunter nicht mehr alle Methoden und Angebote kennen.

Damit einher geht zugleich aber auch eine zunehmende Verunsicherung des Konsumenten durch weniger oder auch gar nicht seriöse Angebote – Angebote, die minderer Qualität sind oder mitunter vor allem vom ausschließlichen Streben nach Profit geprägt sind. Kritiker sprechen deshalb sogar vom „Wellnepp“.[2]Immer häufiger wird statt Wellness der Begriff Spa (abgeleitet vom belgischen Kurort Spa) für Wohlfühleinrichtungen verwendet. Und auch innerhalb der Medizin steht man dem Begriff Wellness … weiterlesen

Ausgelöst vom Aerobic-Boom der Achtzigerjahre hat sich Wellness – getragen von vielfältigen Marketingkonzepten – zu einem ökonomisch relevanten Faktor entwickelt. Das Wort Wellness ist eine Schöpfung aus Wellbeing (Wohlbefinden) und Fitness (körperliche Leistungsfähigkeit).

Während Fitness vor allem den Körper und die Motorik stärken soll und damit die Leistungsfähigkeit, steht bei Wellness die Geschmeidigkeit und Durchlässigkeit des Körpers im Vordergrund. Die autonomen Körperfunktionen sollen optimiert, die Sensorik gestärkt und letztlich auch die Genussfähigkeit erhöht werden.

Fitness und Wellness sind Zivilisationserscheinungen, die sich – auf unterschiedliche Weise – zum Ziel gesetzt haben, sich des eigenen Körpers zu versichern. Der Fokus der – mitunter ständigen – Aufmerksamkeit ist auf den eigenen Körper und die eigenen Gefühle gerichtet, wobei mit Wellness ein ganzheitlicher Lebensstil angesprochen wird, der drei wesentliche Komponenten beinhaltet:

  • bewusste Ernährung,
  • moderate sportliche Betätigung sowie
  • physische und mentale Entspannung.


Esoterik und New Age

Einen wesentlichen Hintergrund des Wellness bilden die Esoterik und New Age-Bewegung. Kurz gesagt ist Esoterik „geheimes Wissen“, das nur Eingeweihten zugänglich ist. Es stellt in unserer Gesellschaft aber häufig einen Fluchtweg aus einer kalt und unpersönlich erlebten Welt dar.

Das Grundmotto des New Age ist die Selbstbestimmung, die Eigenverantwortung für das eigene Schicksal – ein Ansatz, der auch als Individualismus bezeichnet wird und davon ausgeht, dass jeder Mensch sein Schicksal selbst gestaltet und für dieses verantwortlich ist. Während in früheren Zeiten der Mensch sich vor allem als untergeordneter Teil eines Kollektivs verstanden hat, wird er mit dem Individualismus als eigenständiges und ganzes Individuum betrachtet. Dabei lassen sich zwei Formen unterscheiden:

  • der praktische Individualismus, der auf eine individuelle Selbstverwirklichung durch die autonome Verfolgung und Befriedigung der eigenen Wünsche beruht; und
  • der expressive Individualismus, der auf ein „authentisches“ Leben abzielt, auf die Erfahrung und Verwirklichung der „wahren menschlichen Natur“, „bedeutungsvolle Beziehungen“ und die persönliche Selbstverwirklichung.

Eng verbunden mit den Zielsetzungen des expressiven Individualismus ist die Strömung der Humanistischen Psychologie mit bekannten Vertretern Carl Rogers (Gesprächstherapie) und Fritz Perls (Gestalttherapie), die sich im Amerika der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entwickelte. Die theoretische Grundlage der Humanistischen Psychologie schuf Maslow, dessen Vorstellung der menschlichen Entwicklung das Ziel der persönlichen Selbstverwirklichung beinhaltet. Jeder Mensch, so Maslow, strebt (vorausgesetzt, er hat seine Grundbedürfnisse befriedigt) nach Entfaltung seines persönlichen Potentials: der zu werden, der er von seiner Bestimmung her ist.

Ganzheitliche Gesundheitsmethoden sind vielfach stark beeinflusst vom Menschenbild des New Age wie auch der Humanistischen Psychologie und streben ein individuelles und freies Selbst an. Mit diesem Konzept des Individualismus ist zugleich auch die (mehr oder weniger ausschließliche) Verantwortlichkeit des Einzelnen für Gesundheit und Krankheit verbunden.[3]Die Betonung der Selbstverantwortung des Einzelnen für Gesundheit und Krankheit wird von Kritikern als Abwälzung sozialer Verantwortlichkeiten auf das Individuum betrachtet, denn damit werden … weiterlesen


Wellness und Medizin: Abgrenzungen und Überschneidungen

Die Behandlung von Kranken oder das Verordnen von Therapien ist in Österreich nur medizinischen Berufen im Sinne des AusbVG gestattet. Komplementäre und alternative Medizin (CAM[4]Der Begriff der komplementären und alternativen Medizin (CAM) wird dann verwendet, wenn derartige Behandlungen nicht Teil des traditionellen Gesundheitssystems im jeweiligen Land sind. Und sie sind … weiterlesen) werden allerdings in Österreich dennoch vielerorts gelehrt und praktiziert, womit ein Graubereich zu Tage tritt. Die Vertreter dieser Methoden und Techniken gehen dabei von der Überlegung aus, dass sie nicht therapieren, sondern nur mit gesunden Personen arbeiten, denen lediglich „Wohlfühlbehandlungen“ verabreicht werden. Vielfach aber nehmen „Kranke“ solche Behandlungen im Graubereich in Anspruch, weil sie sich einen Heilungserfolg erhoffen. Die Gründe dafür liegen in einem gesteigerten Gesundheitsbedürfnis und der zunehmenden Selbstverantwortung für Gesundheit und Leistungsfähigkeit. Mitbedingt ist dieser Trend auch durch das mitunter als unzureichend und abweisend erlebte Medizinsystem.


Der Wandel des Verständnisses von Gesundheit und Krankheit

In der Frühzeit unserer Geschichte wurde Gesundheit – in Anlehnung an die Lehren Aristoteles (4. Jahrhundert vor Christi) und den griechisch-römischen Arzt Galen (2. Jahrhundert nach Christi) – als das Bestehen eines inneren Gleichgewichts betrachtet, das auf der Übereinstimmung von körperlichen Elementen mit den Gegebenheiten der uns umgebenden Umwelt beruht. Gesundheit entsprach so dem Zustand von Harmonie oder Balance, Krankheit dem Ergebnis eines Ungleichgewichts.

Diese Sichtweise des klassischen Altertums dominierte in Europa bis ins 17. Jahrhundert. Therapie bedeutete in diesem Zusammenhang Unterstützung zu geben für das Streben der Natur des Menschen nach dem Erreichen eines neuen Gleichgewichts. Dies geschah zum einen durch spontane Heilungsvorgänge und zum anderen durch die Unterstützung mittels Ernährungsempfehlungen, medikamentöser Behandlung und chirurgischer Eingriffe.

Der zentrale Wandel in den Vorstellungen von gesund und krank erfolgte mit der ersten Blütezeit der Pathoanatomie im 19. Jahrhundert und veränderte die westliche Medizin tiefgreifend. Krankheit wurde nun – im Gegensatz zur vorher vorherrschenden funktionell-physiologischen Betrachtung – als eigenständige Einheit verstanden. Medizinisches Handeln orientierte sich nun am Organ, am Krankheitsherd, an der organischen Ursache. Klinisches Handeln wurde von der pathologischen Anatomie kontrolliert und dieser unterworfen.

In diesem neuen Verständnis der Medizin liegt auch eine der Wurzeln für die heutige Unzufriedenheit vieler Patienten mit ihren Behandlungen durch den Arzt, der sich mitunter hauptsächlich um Blutbefunde und ähnliche Parameter kümmert.


Reduktionistische und relativistische Modelle im Gesundheitsverständnis

In der modernen Medizinphilosophie unterscheidet man zwei grundlegend unterschiedliche Konzepte von Gesundheit und Krankheit, reduktionistische und relativistische Modelle. Vorherrschend im medizinischen Alltag der westlichen Medizin sind reduktionistische Modelle, die sich vor allem auf so genannte „biologische Funktionen“ und die „statistische Normalitäten“ berufen. Gesundheit ist im reduktionistischen Verständnis die Abwesenheit von Krankheit, und Krankheit ist eine Art innerer Zustand. Dieser Zustand entspringt einer Beeinträchtigung der funktionalen Fähigkeiten.

1946 deklarierte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in dem weltweit wohl bekanntesten relativistischen Modell Gesundheit als einen „Zustand vollkommenen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens“ und nicht allein als Abwesenheit von Krankheit und Gebrechen. Da diese Definition aber keinerlei Handlungsrelevanz aufweist, wurde 1986 die so genannte Ottawa Charta verabschiedet, in der nicht nur auf die vielfältigen Bedingungen für die Entstehung von Krankheiten, sondern auch auf die Bedeutung von Gesundheitsförderung eingegangen wird. Gesundheitsförderung „zielt darauf ab, allen Menschen ein höheres Maß an Selbstbestimmung über ihre Gesundheit zu ermöglichen und sie damit zur Stärkung ihrer Gesundheit zu befähigen“.[5]Gesundheitsförderung stellt damit gleichsam eine Schnittstelle dar zwischen individueller und gesellschaftlicher Verantwortung für Gesundheit und Gesunderhaltung.

Letztlich definiert die WHO Gesundheit über sieben Kriterien:

  • ein stabiles Selbstwertgefühl,
  • ein positives Verhältnis zum eigenen Körper,
  • die Fähigkeit zu Freundschaft und sozialen Beziehungen,
  • eine intakte Umwelt,
  • eine sinnvolle Arbeit und gesunde Arbeitsbedingungen,
  • Gesundheitswissen und Zugang zur Gesundheitsversorgung, und
  • eine lebenswerte Gegenwart und die begründete Hoffnung auf eine lebenswerte Zukunft.[6]Helmut Hildebrandt: Lust am Leben: Gesundheitsförderung mit Jugendlichen: ein Ideen- und Aktionshandbuch (1987), zitiert nach Leo A. Nefiodow.     Nefiodow zufolge wird die … weiterlesen

     
    Das Konzept der Salutogenese

    Das Konzept der Salutogenese, das vom Medizinsoziologen Aaron Antonovsky (1923 – 1994) entwickelt wurde, berücksichtigt den Menschen als Ganzes. Antonovsky fragt nicht nach den Ursachen von Krankheiten und nach Risikofaktoren für eine Erkrankung, sondern geht von der Frage aus, warum Menschen gesund bleiben. Vorrangig geht es ihm um die Bedingungen von Gesundheit und um diejenigen Faktoren, welche die Gesundheit schützen und aufrechterhalten.

    Die Herangehensweise der Schulmedizin gleicht im Bild von Antonovsky dem Versuch, Menschen mit hohem Aufwand aus einem reißenden Fluss zu retten, ohne sich Gedanken darüber zu machen, wie sie da hineingeraten sind und warum sie nicht besser schwimmen können. Die Salutogenese hingegen sieht den Fluss als den Strom des Lebens: Kaum jemand geht zeitlebens vollkommen sicher am Ufer entlang. Auch ist der Fluss mitunter verschmutzt. Und es gibt Gabelungen im Fluss, die zu leichten Strömungen oder zu gefährlichen Stromschnellen und Strudel führen. Die Frage ist also: „Wie wird man ein guter Schwimmer in einem Fluss, dessen Natur von historischen, soziokulturellen und physikalischen Umweltbedingungen bestimmt wird?“

    Der üblichen Trennung in gesund und krank stellt das Konzept der Salutogenese ein Kontinuum gegenüber, dessen Pole Gesundheit/körperliches Wohlbefinden und Krankheit/körperliches Missempfinden sind. Weder völlige Gesundheit noch völlige Krankheit sind wirklich zu erreichen. Jeder Mensch, selbst wenn er sich als gesund erlebt, hat auch kranke Anteile. Und solange Menschen am Leben sind, sind auch noch Teile von ihnen gesund. Die Frage, so Antonovsky, ist also nicht, ob jemand gesund oder krank ist, sondern wie nahe bzw. wie weit entfernt er von den Endpunkten Gesundheit und Krankheit jeweils ist.


    Das Kohärenzgefühl als zentraler Aspekt des salutogenetischen Modells

    Ausgangspunkt für die Überlegungen Antonovskys ist die Annahme, dass der Gesundheits- bzw. Krankheitszustand eines Menschen (sieht man von Faktoren wie Krieg, Hunger oder schwierigen hygienischen Umständen ab) wesentlich durch die Grundhaltung des Menschen gegenüber der Welt und dem eigenen Leben bestimmt wird. Davon hängt es maßgeblich ab, wie gut Menschen in der Lage sind, vorhandene Ressourcen zum Erhalt ihrer Gesundheit und ihres Wohlbefindens zu nutzen. Je ausgeprägter das Kohärenzgefühl einer Person ist, desto gesünder ist sie bzw. desto schneller wird sie gesund und bleibt es.

    Drei Faktoren bestimmen die Grundhaltung, die Welt zusammenhängend und sinnvoll zu erleben:

    1. Das Gefühl von Verstehbarkeit beschreibt die Fähigkeit von Menschen bekannte und auch unbekannte Reize und Einflüsse als geordnete, konsistente, strukturierte Informationen verarbeiten zu können.
    2. Das Gefühl von Handhabbarkeit bzw. Bewältigbarkeit beschreibt die Überzeugung eines Menschen, dass er geeignete Ressourcen zur Verfügung hat, um den Anforderungen zu begegnen – wozu auch der Glaube an die Hilfe anderer Menschen oder einer höheren Macht zählt.
    3. Das Gefühl von Sinnhaftigkeit bzw. Bedeutsamkeit beschreibt das Ausmaß, in dem man das Leben als emotional sinnvoll empfindet: Dass wenigstens einige der vom Leben gestellten Probleme und Anforderungen es wert sind, dass man Energie in sie investiert, dass man sich für sie einsetzt und sich ihnen verpflichtet; dass sie eher willkommene Herausforderungen sind, als Lasten, die man gerne los wäre.


    Was sucht der Konsument im Wellnessbereich?

    Wichtige Wünsche und Erwartungen des Konsumenten sind Entspannung, ganzheitliche Erfahrung des eigenen Körpers, sich verwöhnen lassen und genießen, Eintauchen in fremde Welten, gesundheitliche Unterstützung und die Suche nach Sinn. Manche dieser Wünsche überschneiden sich naturgemäß.

    Entspannung: Die Anforderungen des Lebens führen zunehmend zu Stress und Belastung. „Wellness-Oasen“ werden als „Ruhe-Oasen“ aufgesucht, um den Belastungen des Alltags entgegenzuwirken oder zu entfliehen. Wellness-Behandlungen dienen dem Stress-Abbau, der Entspannung und der Erholung, wobei diese Aspekte ganz gezielt von der Wellness-Industrie durch eine entsprechende Architektur und Gestaltung gefördert werden. Es soll sich schon vor der eigentlichen Behandlung ein erstes Loslassen einstellen, weil sich der Konsument in diesen Räumen und in diesem Ambiente wohlfühlt.

    Ganzheitliche Erfahrung des eigenen Körpers: Heutzutage haben viele Menschen den natürlichen Kontakt zu ihrem Körper verloren. In gewisser Weise kann man dabei von Entfremdung sprechen. Die ganzheitliche Erfahrung des eigenen Körpers, wie sie in Wellness-Behandlungen angeboten wird, schafft (neues) Körperbewusstsein, gibt Sicherheit und Selbstbezug.

    Auch hat das Eincremen, Massieren und die Beschäftigung mit dem eigenen Körper eine erotische Komponente. Der Unterschied zur realen Erotik liegt allerdings darin, dass der Umgang mit dem Körper in der Wellness-Behandlung selbstbezüglich ist. Es gibt kein Gegenüber, keine direkte Auseinandersetzung mit einem Du. In diesem Sinne führt die Wellnessbewegung zu einer Leiblichkeit jenseits tiefer Emotionen. Sie unterstützt damit die Rückbesinnung auf sich selbst und den Rückzug in innere Welten.

    Sich verwöhnen lassen und Genießen: Eng verbunden mit dem Entspannen und Auftanken ist das Genießen und Sich-verwöhnen-lassen. Gesucht wird die „Harmonie-Oase“, die Ruhe, Sanftheit und inneres Erleben bietet und in der man sich als eine „besondere“ oder „höhergestellte“ Person empfinden kann. Man wird gesalbt, massiert, verwöhnt – und kann seine Sorgen vergessen.

    Eintauchen in fremde Welten: Fremde Welten, wie exotische Lebensräume oder römische Badehäuser, die in den Wellness-Oasen nachgebildet werden, unterstützen die Abkehr von der eigenen Lebenswelt. und damit. Abgeschirmt von der Außenwelt wird so eine virtuelle Inszenierung bereitgestellt, die das Entspannen und Loslassen fördert.

    Gesundheitliche Unterstützung: Konsumenten wenden sich an Wellness-Angebote um Rat und Hilfe und Unterstützung. Gründe dafür liegen in der oft fehlenden Kommunikation zwischen Arzt und Patient und dem ebenfalls oft fehlenden Verständnis des Arztes für die Bedürfnisse und Anliegen seiner Patienten.

    Hier kommt der schon eingangs erwähnte Graubereich zwischen medizinischen und gewerblichen Berufen zu tragen. Und zum anderen beginnt sich das gesellschaftliche Selbstverständnis derart zu wandeln, dass die Arbeit an der eigenen Gesundheit und Gesunderhaltung ein lebenslanger Prozess wird.

    Durch die zunehmend steigende Lebenserwartung der Menschen und durch die modernen Lebens-, Arbeits- und Ernährungsstile nimmt die Zahl der Menschen, die Hilfe und Unterstützung nicht nur im konventionellen Medizinbetrieb suchen, ständig zu. Und auch viele Menschen mit mitunter schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen suchen – zusätzlich zur konventionellen Medizin – Unterstützung, um mit ihren Beschwerden und Einschränkungen umgehen zu können.

    Suche nach Sinn: Wir leben in einer Zeit, in der die allgemeinen Verunsicherungspotenziale zunehmen. Umweltbelastungen, kriegerische und terroristische Gefahren, lokale und weltpolitische Veränderungen und Umwälzungen in den privaten Handlungsmustern verunsichern. Parallel dazu schwinden religiöse und soziale Sicherheiten. Die Sehnsucht nach Wohlempfinden, Sicherheit und Geborgenheit aber bleibt von grundlegender Bedeutung.

    Die Suche nach Sinn ist mit ein Aspekt der New Age-Bewegung. Wellness-Oasen sind ritualisierte Orte der Begegnung, der Selbstbesinnung und der Ruhe. Das Paradies wird gleichsam im Diesseits realisiert und das eigene Selbst sakralisiert.


    Was macht die Zufriedenheit des Konsumenten aus?

    Wenn es bei der angebotenen Behandlung als Dienstleistung vorrangig um das Streben nach Profit geht und die Marke Wellness vorrangig für das Image zuständig ist, um das Produkt besser zu verkaufen (und ohne wirkliche Leistung auf Produktebene), so wird der Konsument nachhaltig verunsichert. Letztlich führt solches „Wellnepp“ zur gegenteiligen Wirkung. Der Konsument wendet sich ab. Ein qualitativ schlechtes Angebot wirkt sich dann negativ auf die ganze Wellness-Branche aus. Deshalb sind vor allem klare und korrekte Aussagen über die Anwendungen sowie Qualität und Sicherheit äußerst wichtig.


    Die Bedeutung von Qualitätskriterien im Wellnessbereich

    Für den Konsumenten ist es aus oben angeführten Gründen wichtig zu wissen, ob der Anbieter auch über eine entsprechende Ausbildung mit klar definierten und kontrollierten Qualitätsstandards verfügt, oder ob die vorhandene „Profession“ nur in einem „Einführungs- oder Schnellsiederkurs“ erworben wurde.

    Von den derzeit angebotenen Methoden im Wellnessbereich ist Shiatsu die bislang einzige Methode für die einheitliche Qualitätskriterien geschaffen wurden. Damit verbunden ist auch die Anerkennung durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit als selbständiger Beruf.[7]Die gesetzliche Grundlage für die Ausübung von Shiatsu bildet die Massage-Verordung vom 28. Jänner 2003 (68. Verordnung des Bundesministers für Wirtschaft und Arbeit über die … weiterlesen Die Qualitäts- und Ethikstandards des Österreichischen Dachverbandes für Shiatsu (ÖDS) gehen über die in der Massage-Verordnung festgelegten gesetzlichen Anforderungen hinaus. Von besonderer Wichtigkeit für die Qualität der Ausbildung sind auch Festlegungen bezüglich der Qualifikation der Lehrenden durch Anerkennungsverfahren für die Unterrichtenden (qualified teacher, qualified senior teacher) und für die Shiatsu-Schulen (certified schools).

    Eine qualitativ hochwertige und professionelle Ausbildung schützt und unterstützt auch die später Shiatsu-Praktizierenden. Nur erfahrene und entsprechend qualifizierte Unterrichtende ermöglichen eine praxisnahe Ausbildung, die vor möglichen Überforderungen schützt und mithilft, die Rat- und Hilfesuchenden bestmöglich zu unterstützen.[8]Wichtig im Zuge der Ausbildung ist es auch, die Grenzen der Methode zu vermitteln, kompetente Supervision anzubieten und die Zusammenarbeit mit anderen Professionen (wie Ärzten und Therapeuten) im … weiterlesen

    Diesem Anspruch wird Shiatsu in mehrfacher Hinsicht gerecht. Zugleich aber steht die Qualitätsmarke Shiatsu im Unterschied zu markenrechtlich geschützten und monopolisierten Methoden weiteren Entwicklungen offen gegenüber. So können auch Shiatsu-Praktizierende, die ihre Erfahrungen nicht an anerkannten Schulen erwerben, die Entwicklung von Shiatsu mitgestalten. Damit ist gewährleistet, dass Shiatsu stets den sich ändernden Anforderungen an Qualität und Professionalität gerecht wird.[9]Shiatsu hat sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten kontinuierlich weiterentwickelt und differenzierte Ausprägungen erfahren. Diese Entwicklung ist ein Prozess, der“ durch die Vielfalt der … weiterlesen

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    © Dr. Eduard Tripp, Shiatsu Senior Teacher, Psychotherapeut und Supervisor (www.eduard-tripp.at).

    Anmerkungen

    Anmerkungen
    1 Der Kongress wurde veranstaltet von „Kärnten wasser.reich“. Das Referat mit dem Titel „Shiatsu. Eine Qualitätsmarke im Wellness-Boom“ von Dr. Eduard Tripp wurde im Kongressprogramm mit folgenden Schwerpunkten aufgelistet:- Was sind Shiatsu, Watsu und Co?             
    • Hintergrund und Ausbildung         
    • Rechtliche und berufliche Grundlagen von Shiatsu  
    • Qualitätsmarke Shiatsu  
    • Die Bedeutung von Qualitätsstandards für Marketing und Kundenbindung       

    Als Zielgruppe angeführt wurden Tourismus- und Reisebüromanager, Experten aus Tourismusmarketing und -werbung, Hoteliers sowie Entscheidungsträger aus der Freizeitindustrie. 

    Auf die Darstellung der im Referat kurz vorgestellten körperorientierten Methoden im Wellness-Bereich wird in diesem Artikel verzichtet.

    Für Leo A. Nefiodow („Der sechste Kondratieff. Wege zur Produktivität und Vollbeschäftigung im Zeitalter der Information“, Erstauflage 1996) umfasst das herkömmliche Gesundheitswesen die Bereiche Medizintechnik, Pharmaindustrie, Ernährungsindustrie, Krankendienste, Kurbetriebe/Sanatorien, betriebsinterne Gesundheitsdienste und sonstige gesundheitsorientierte Gewerbe. Der neu aufkommende Gesundheitssektor hingegen hat zu tun mit Umweltschutz, Biotechnologie, Naturheilverfahren, Naturwaren, Naturkost, Wellness, Tourismus und Freizeit, Religion, Psychologie und Psychotherapie, Personal- und Managementberatung und Beteiligung der Krankheitsverursacher an den Behandlungskosten.

    1926 veröffentlichte Nikolai Kondratieff (1892 – 1938) den Artikel „Die langen Wellen der Konjunktur“, in dem er das periodische Auftreten langer Phasen von Wohlstand und Rezession darlegte. Diese später nach ihm benannten Kondratieff-Zyklen sind mittlerweile seit der Entstehung der Marktwirtschaft im 18. Jahrhundert nachgewiesen worden. Auslöser dieser Langzyklen sind jeweils ganz bestimmte technisch-wirtschaftliche Neuerungen, die Nefiodow als „Basisinnovationen“ bezeichnet.            

    Der erste Kondratieff-Zyklus begann Ende des 18. Jahrhunderts und dauerte bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Er markierte den Übergang von der Agrarwirtschaft in die Industriegesellschaft. Ausgelöst und getragen wurde er durch die Erfindung der Dampfmaschine, der Fabrik und grundlegende Neuerungen in der Textilindustrie. Ein schneller Aufschwung des Textilgewerbes war die Folge und zugleich damit entstanden die Arbeiterklasse, die Konzentration der Arbeit in Fabriken sowie das Wachstum der Städte und der städtischen Infrastruktur.      

    Die daraufhin folgende Rezession Mitte des 19. Jahrhunderts mit Massenarbeitslosigkeit und Massenarmut – bedingt durch eine Wachstumskrise, weil es keine geeigneten Transportmittel für eine Ausweitung der Produktion gab – wurde durch die Erfindung der Eisenbahn und des Stahlschiffs überwunden. Damit wurden die Transportkosten deutlich gesenkt und lösten einen Wachstumsschub in Industrie, Handel und Landwirtschaft aus. Der zweite Kondratieff-Zyklus war also die große Zeit des Stahls.         

    Der dritte Kondratieff-Zyklus (etwa 1900 bis 1950) beruhte auf Elektrotechnik und Chemie, der vierte Kondratieff-Zyklus (etwa 1950 bis 1990) auf Petrochemie und dem Automobil. Der fünfte Kondratieff-Zyklus schließlich, der etwa in den 1970-Jahren begann, ist der erste Zyklus, der nicht primär von der Verwertung von Bodenschätzen, Stoffumwandlungsprozessen und Energien getragen wird, sondern von der Verwendung einer immateriellen Größe, von Information. Die Basisinnovation des fünften Kondratieff-Zyklus ist die Informatik.

    2 Immer häufiger wird statt Wellness der Begriff Spa (abgeleitet vom belgischen Kurort Spa) für Wohlfühleinrichtungen verwendet. Und auch innerhalb der Medizin steht man dem Begriff Wellness kritisch gegenüber und spricht lieber von Anti-Aging.
    3 Die Betonung der Selbstverantwortung des Einzelnen für Gesundheit und Krankheit wird von Kritikern als Abwälzung sozialer Verantwortlichkeiten auf das Individuum betrachtet, denn damit werden gesellschaftliche und soziale Faktoren (wie Milieu, Herkunftsfamilie, Bildung, Geschlecht oder Arbeitssituation), die für die Persönlichkeitsentwicklung eines Menschen prägend sind, negiert.
    4 Der Begriff der komplementären und alternativen Medizin (CAM) wird dann verwendet, wenn derartige Behandlungen nicht Teil des traditionellen Gesundheitssystems im jeweiligen Land sind. Und sie sind auch nicht in das vorherrschende Gesundheitssystem integriert.

    Alternative Medizin hat zum Ziel die konventionelle Medizin zu ersetzen, wohingegen die komplementäre Medizin sich als Ergänzung zur Schulmedizin versteht. Generell gewinnen komplementäre und alternative Behandlungsmethoden in den Industriestaaten zunehmend an Boden.     

    Die Traditionelle Medizin (z.B. das indische Ayurveda und die Traditionelle Chinesische Medizin, TCM) ist in den Entwicklungsländern weit verbreitet. Sie umfasst, wie die WHO 2002 festhält, diverse Gesundheitspraktiken, Ansätze, Kenntnisse und Überzeugungen. Diese beinhalten Medizin, die pflanzliche, tierische und/oder mineralische Stoffe verwendet, spirituelle Therapien sowie manuelle Techniken und Übungen, die einzeln oder in Kombination angewandt werden, um das Wohlbefinden zu bewahren als auch Krankheiten zu behandeln, zu diagnostizieren und vorzubeugen.

    5 Gesundheitsförderung stellt damit gleichsam eine Schnittstelle dar zwischen individueller und gesellschaftlicher Verantwortung für Gesundheit und Gesunderhaltung.
    6 Helmut Hildebrandt: Lust am Leben: Gesundheitsförderung mit Jugendlichen: ein Ideen- und Aktionshandbuch (1987), zitiert nach Leo A. Nefiodow.    

    Nefiodow zufolge wird die Aufnahme von spiritueller Gesundheit als achtes Kriterium in der WHO diskutiert.

    7 Die gesetzliche Grundlage für die Ausübung von Shiatsu bildet die Massage-Verordung vom 28. Jänner 2003 (68. Verordnung des Bundesministers für Wirtschaft und Arbeit über die Zugangsvoraussetzungen für das reglementierte Gewerbe der Massage, Bundesgesetzblatt Teil II Nr. 68/2003).
    8 Wichtig im Zuge der Ausbildung ist es auch, die Grenzen der Methode zu vermitteln, kompetente Supervision anzubieten und die Zusammenarbeit mit anderen Professionen (wie Ärzten und Therapeuten) im Sinne eines Networking zu fördern.
    9 Shiatsu hat sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten kontinuierlich weiterentwickelt und differenzierte Ausprägungen erfahren. Diese Entwicklung ist ein Prozess, der“ durch die Vielfalt der Ansätze wie auch durch die Offenheit der Diskussion gefördert und weiter geführt wird (vgl. Shiatsu im Wandel. Von den Ursprüngen zu einem europäischen Verständnis“ unter www.shiatsu-austria.at, Magazin, Shiatsu als Beruf).