• Was liegt hinter der Behandlung? Essenz und Kontext – Vertiefung unserer Perspektive des Shiatsu-Projektes (Paul Lundberg)

    Liebe Kollegen, im Herbst 2005 veröffentlichte das britische Shiatsu-Journal „Shiatsu Society News“ meinen „Offenen Brief an die Berufskollegen“. Er war eine längere Reflexion über Geschichte und Entwicklung von Shiatsu als Beruf in Großbritannien. Mit dieser Reflexion wollte ich die Frage aufwerfen, ob unsere beruflichen Aussichten und besonders unsere Ausbildungsstandards sowie das Bild von Shiatsu in der Öffentlichkeit und in anderen Gesundheitsberufen mit dem immer größer werdenden Spektrum an Anwendungen und dem Stellenwert von Shiatsu in unserer Gesellschaft Schritt gehalten haben. Ich wies darauf hin, dass, während wir uns als Berufsstand angemessene Richtlinien geschaffen und unsere Arbeit bekannt gemacht haben, wir nicht mutig, gewissenhaft oder kreativ genug gewesen sind, die Shiatsu-Ausbildung…

  • Shiatsu ist in erster Linie energetische Wegbegleitung. Antwort an Peter Itin (Frank Seemann)

    Lieber Peter, obwohl Du einer der wenigen Shiatsu-Praktiker bist, den ich regelmäßig persönlich treffe – als ISN-Vertreter und inzwischen auch als Gast-Lehrer am ISOM Rhein/Ruhr – finde ich im Moment Gefallen daran, unseren Diskurs über Shiatsu als Beruf in dieser öffentlichen Briefform fort zu führen. Im letzten Shiatsu Journal der GSD erschienen Dein Feedback zu unserer 2009er Fachtagung (“Shiatsu-TherapeutIn” ist ein Beruf und mehr als “Shiatsu im Anwendungsfeld Therapie”) und meine offene Antwort darauf (Dialog über das Berufsfeld von Shiatsu). Ich hatte darin versucht, Deine Befürchtung, Shiatsu könne GSD-seits als reine Methodenausbildung vermittelt werden und dabei methodenübergreifende Kompetenzen aus dem Blick geraten zu entkräften. Zentral ging es dabei auch um…

  • Das Gesunde fördern – Shiatsu als Therapie ist mehr als Behandeln (Peter Itin)

    Anna (fiktiver Name), eine alleinstehende Frau im mittleren Alter, hatte nach einer Mobbing-Phase ihren Arbeitsplatz verloren und seither keine neue Anstellung mehr gefunden. Nach einer Brustkrebs-Behandlung, bereits ihrer zweiten (Operation, Chemotherapie und Bestrahlung), kam sie ins Shiatsu, weil die Narbe immer noch schmerzte, und weil sie sich generell erschöpft und energielos fühlte. Im Erstgespräch gab sie an, dass sie das Vertrauen in ihren Organismus und in die Menschen verloren hätte. Sie sei von ihrem Bekanntenkreis nicht ernst genommen und verstanden worden und hätte sich deshalb von allen zurückgezogen. Eigentlich sei sie eine Kämpfernatur, meinte sie. Davon war allerdings nichts mehr zu spüren. Sie fühlte sich und wirkte deprimiert, ohne Lebensfreude,…

  • Dialog über das Berufsfeld von Shiatsu. Antwort auf Peter Itin (Frank Seemann)

    Lieber Peter, wir, der Vorstand der GSD und ich, als Autor des persönlichen Berichts vom GSD-Fachtag 2009 in Berlin begrüßen Deine Reaktion und Deine Anregungen (“Shiatsu-TherapeutIn” ist ein Beruf und mehr als “Shiatsu im Anwendungsfeld Therapie”) und nehmen dies gerne als Gelegenheit zum Dialog über das Berufsfeld von Shiatsu. Anfangs war ich über den Begriff “Replik” erstaunt, da ich in Deinem Schreiben wenig von “Gegenrede” finde. Aber vielleicht ist dies nur eine schweiz/deutsche Sprachverwirrung, wie wir sie ja kennen, denn in einer ähnlich lautenden Mail an mich, in der Du den Sachverhalt etwas modifiziert darstellst, sprichst Du von einem “Feedback”. Ich sehe zunächst, dass Du darin die Gelegenheit nutzt, noch…

  • “Shiatsu-TherapeutIn” ist ein Beruf und mehr als “Shiatsu im Anwendungsfeld Therapie”. Replik auf Frank Seemanns Bericht “Das Eine Shiatsu” (Peter Itin)

    Gerne möchte ich eine Replik geben auf den Beitrag “Das Eine Shiatsu – ein persönlicher Bericht von der GSD-Fachtagung 2009″ von Frank Seemann im Shiatsu Journal Nr. 58 (Herbst 2009). Es ist schade, dass die beiden Vorträge der Fachtagung nicht im Shiatsu-Journal abgedruckt wurden, weil ich es sehr wichtig finde, dass diese Diskussionen und Reflexionen breit geführt werden. Aus meiner persönlichen Sicht und aufgrund der Erfahrungen in der Schweiz besteht ein Unterschied darin, ob ich mich über die Methode (Shiatsu) oder über den Beruf (Shiatsu-Therapeut) definiere. Wenn ich mich als Shiatsu-Therapeut definiere, dann ist das mehr als das “Praktizieren meiner Methode in einem Anwendungsfeld genannt Therapie”. Der Begriff Shiatsu-TherapeutIn umfasst…

  • Das Eine Shiatsu. Ein persönlicher Bericht von der GSD-Fachtagung 2009 (Frank Seemann)

    Da lagen sie nun nach jahrelangen Ringen um die Textentwürfe endlich zur Fachtagung in Berlin 2009 vor: Die beiden Einleger zu unseren Anwendungsfeldern „Heilen” und „Gesundheitsförderung”. Ein toller Moment eigentlich. Dennoch war da in mir ein „Aber”. Bereits in den vergangenen Vorstandssitzungen war in Teilen des Vorstands ein Unbehagen an der Ausdifferenzierung dieser beiden Bereiche gewachsen. Waren wir dabei, unsere gewonnene Klarheit wieder in Fraktionen zu verlieren? Wie die anderen VS-Kolleglnnen hatte ich maßgeblich an der Idee des einen Shiatsu in verschiedenen Anwendungsfeldern mitgearbeitet. Aber im Vorfeld der Tagung hatte das Ringen um genaue Formulierungen deutlich zugenommen. Fast war es wie die Bewegung zwischen Yin und Yang: Wollte das eine,…

  • Zur Positionierung von Shiatsu im Gesundheitswesen von Morgen (Peter Itin)

    Gesundheit ist der „Megatrend“ der Gegenwart und zugleich ein riesiger Wachstumsmarkt. Ökonomen bezeichnen den Gesundheitsmarkt als den neuen „Kontradieff-Zyklus“, als den neuenn grundlegenden Motor der westlichen Volkswirtschaften. Er wird auf die Telematik folgen, der Fusion von Informatik/Computertechnologie und Telefonie/Telekommunikation. Professionelle ZukunftsforscherInnen vertreten die Ansicht, dass sich das staatlich eng reglementierte und geschützte Gesundheitswesen zu einem liberalisierten, boomenden Gesundheitsmarkt wandeln wird. Da der Leistungskatalog der Krankenversicherungen immer begrenzter wird, ergeben sich Verteilungskämpfe: welche Berufstätigen und welche Verfahren werden zukünftig noch in welchem Umfang über das Versicherungssystem finanziert? Der Trend ist vorgegeben: Gesundheit wird zur Privatsache, aus PatientInnen werden KundInnen. Auf dem Gesundheitsmarkt von Morgen werden vielfältige, differenzierte Dienstleistungen und Konsumgüter zur…

  • Shiatsu im Spannungsfeld zwischen Gesundheitsberufen und Gewerbe. Rechtliche und begriffliche Erläuterungen (Eduard Tripp)

    Shiatsu ist seinem Ursprung nach eine ganzheitliche Behandlungsmethode, die sich aus chinesischen und japanischen Gesundheitslehren heraus entwickelt hat. Weitere bestimmende Einflüsse, die Shiatsu prägen, sind westliche Anatomie, Physiologie und Pathologie. Als eine östliches und westliches Verständnis miteinander verbindende Methode wurde Shiatsu vom japanischen Gesundheitsministerium 1964 anerkannt: „Shiatsu ist eine Form von manueller Behandlung, ausgeführt mit den Daumen, anderen Fingern und den Handflächen, ohne Zuhilfenahme irgendwelcher Instrumente. Durch Druck auf die menschliche Haut beseitigt sie innere Fehlfunktionen, fördert und erhält die Gesundheit und behandelt spezielle Krankheiten”. Etwa zwanzig Jahre nach dieser ersten Anerkennung breitete sich Shiatsu dann auch in der westlichen Welt aus, wo es auf teilweise sehr unterschiedliche gesellschaftliche und…

  • Shiatsu in Österreich. Eine Bestandsaufnahme der beruflichen Situation von Shiatsu-PraktikerInnen im Jahr 2000 (Eduard Tripp)

    Bis Ende 1998 war Shiatsu in Österreich als freier Beruf gänzlich ungeregelt. Jeder, der sich berufen fühlte, konnte – unabhängig von Dauer und Qualität einer Shiatsu-Ausbildung, ja auch ganz ohne eine solche – Shiatsu als Beruf ausüben. Die Position des Dachverbandes war dementsprechend schwach: Das Diplom des Dachverbandes wurde zwar als Qualitätsmarke propagiert, eine darüber hinaus geltende berufspolitische Stellung war – unbeschadet der Aufnahme von Shiatsu in den Connors-(Lannoye-)Report – jedoch kaum gegeben. Im Dezember 1998 änderte sich die Rechtsstellung von Shiatsu schlagartig und – aus der Sicht des Dachverbandes – auf drastische Art und Weise. Shiatsu wurde vom Wirtschaftsministerium nunmehr seiner bisherigen Stellung als freier Beruf enthoben und als…

  • Die Studie „The Effects and Experience of Shiatsu“ aus berufspolitischer Sicht (Eduard Tripp)

    Seit Dezember 2007 liegt der Abschlussbericht der Studie „The Effects and Experience of Shiatsu: A Cross-European Study“ vor. In Auftrag gegeben wurde die Studie von der European Shiatsu Federation (ESF) und durchgeführt von Prof. Andrew Long (Universität Leeds). Offiziell präsentiert wurde sie im September 2008 in Österreich im Beisein von Seamus Connolly, dem Projektkoordinator der European Shiatsu Federation. Anlass, sich Gedanken zu machen über die berufspolitsche Bedeutung der erhobenen Daten und auch die Grenzen ihrer Aussagekraft. Von den insgesamt 948 TeilnehmerInnen an der Studie haben 633 alle Fragebögen ausgefüllt und wurden deshalb in die Auswertung aufgenommen. In drei Ländern (Großbritannien, Spanien und Österreich) wurden für die Studie die von ihnen…